Gediegene Stimmung mit ein wenig Protest: Der 62. Opernball ging am Donnerstagabend unaufgeregt über die Bühne. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) debütierte auf dem Ball, für Wiens Bürgermeister Michael Häupl war es der letzte als Bürgermeister. Für einen Eklat sorgte eine Femen-Aktivistin, die am Red Carpet halbnackt gegen den Besuch des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko protestierte.

Richard Lugner ist am Opernball zwar ein wenig angeschlagen gewesen, dennoch war er rundum zufrieden: Sein Gast, die US-Schauspielerin Melanie Griffith, war "super toll. Pünktlich, freundlich. Super", freute sich der Baumeister. Ob sein Gast den Ball auch so super gefunden hat, war - zumindest was die Mimik anging - ein wenig fraglich.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen führte die Gästeliste an, er kam kurz vor 22.00 Uhr in Begleitung seiner Ehefrau Doris Schmidbauer. Begleitet werden sie vom Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko, und dessen Frau Maryna Poroschenko.

Die Opernball-Eröffnung hat mit Fanfaren-Klängen von Karl Rosner begonnen. Auf sie folgten die österreichische Bundeshymne sowie die Europa-Hymne. Dabei gab es kurzfristig eine kleine Änderung. Statt der an Grippe erkrankten Daniela Fally war die moldawische Sopranistin Valentina Nafornita eingesprungen, die bereits bei der Eröffnung 2013 aufgetreten ist. Sie sang "O mio babbino caro" aus Puccinis "Gianni Schicchi" sowie gemeinsam mit Pavol Breslik "Lippen schweigen" aus Lehars "Die lustige Witwe". "Bei meinem ersten Auftritt wusste ich noch nicht, was genau auf mich zukommt. Ich kannte den Opernball nicht, das war vielleicht sogar leichter", sagte die Sopranistin.

Vor der Eröffnung des 62. Opernballs haben Demonstranten mit dem bereits wohlbekannten Motto "Eat the Rich" lautstark und friedlich dagegen demonstriert. Die Schlusskundgebung fand am Platz der Menschenrechte vor dem Museumsquartier statt. Laut Veranstalter nahmen 200, nach Polizeiangaben 90 Personen teil. Die Polizei hatte vorsorglich ein Platzverbot rund um die Oper erlassen. Die Exekutive kündigte für den Opernballabend einen Einsatz von rund 350 Polizisten an. Diese sind auch für Verkehrsmaßnahmen rund um die Staatsoper im Einsatz, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Die Demo selbst begleiteten rund 30 Beamte.


Das Staatsopernballett, das zuletzt aufgrund von Verletzungen und Babykarenzen stark ausgedünnt war, kehrte am Ball mit voller Stärke zurück. Mit den Solotänzern Olga Esina, Maria Yakovleva, Robert Gabdullin und Roman Lazik an der Spitze tanzte es die vom Solotänzer Eno Peci eigens für den Ball kreierten Choreografien zu Josef Strauß' "Mein Lebenslauf ist Lieb'" und der Polka "Lust, Walzer und Feuerfest".

Danach zogen die 144 Debütantenpaare in den Ballsaal ein - darunter wieder das offiziell schönste Paar Österreichs, Miss Austria Celine Schrenk und Mister Austria Alberto Nodale. Erstmals eröffnete auch ein Paar mit Downsyndrom den Ball - der Wilhelmsburger Felix Röper und seine Partnerin Swatina Wutha, die ursprünglich aus Hamburg stammt.

Die Gestaltung der Eröffnungs-Choreografie - "Stürmisch in Lieb und Tanz", eine Polka von Johann Strauß Sohn - lagt erneut bei Routinier Roman Svabek, der auch wieder die beliebten Publikumsquadrillen leitet. "Dieses Jahr war es wirklich extrem auf Linien aufgebaut, eine Altwiener Choreografie mit vielen schwarz-weiß Effekten", erklärte der Tanzprofi. Beendet wurde die Choreographie mit einer Einlage der Jungherren: Nachdem sie vergangenes Jahr ihren Partnerinnen eine versilberte Rose übergeben hatten, wurden die Damen heuer gleich mit einem Blütenblätterregen bedacht. Dafür wurden in die Stecktücher der Jungherren Blätter eingearbeitet, die sie dann am Ende ihres Auftrittes in die Luft warfen. Mit den Worten "Alles Walzer" war der Ball eröffnet.

Debüt am Opernball

Er sei "kein großer Ballgeher und ein schlechter Tänzer" sagte Bundeskanzler Kurz (ÖVP) nach der Eröffnung des 62. Opernballs im Interview mit dem ORF. Moderator Alfons Haider hob zuvor hervor, dass Kurz, der mit seinen 31 Jahren oft als sehr jung bezeichnet wird, für ein Debüt am Opernball schon zu alt wäre. Für das Jungdamen-und Jungherren-Komitee gilt ein Höchstalter von 24 Jahren.

Kurz kündigte an, an diesem Abend noch "das eine oder andere Glas Wein" zu trinken. Den Opernball bezeichnete er als "eine tolle Visitenkarte für unser Land". Der Bundeskanzler brachte zu seinem Opernball-Debüt die Menschenrechtsaktivistin und Autorin Waris Dirie mit, die "glücklich" war, den Abend in der Staatsoper verbringen zu dürfen. Dirie kämpft seit Jahren gegen weibliche Genitalverstümmelung und will auch am Opernball Lobbying "für 600 Millionen afrikanische Frauen" betreiben. Auch der irische Ministerpräsident Leo Varadkar mit Partner Matthew Barrett waren Gast in der Kanzler-Loge. "Ich freue mich hier zu sein", sagte Varadkar auf Deutsch im Interview mit dem ORF. Wien "ist eine wunderschöne Stadt".

Vor der Eröffnung des 62. Balls schritten die Promis über den Red Carpet, darunter unter anderem Vater-Sohn-Gespann Daniel und Harald Serafin, Designerin Lena Hoschek, Schauspielerin Nina Proll und Ehemann Gregor Bloeb, Schriftsteller Franzobel kam in Begleitung seiner Ehefrau Maxi Blaha. "Mein Mann schreibt einen Krimi über den Opernball und ich spiele Emilie Flöge, wir haben also beide eine berufliche Ausrede, um viel zu trinken und zu tanzen", sagte Maxi Blaha. "Das ist fast von der Steuer absetzbar", scherzte Franzobel. Beim Tanzen führe seine Frau, verriet er. "Ich bin die geborene Führerin, auch beim Tanzen", so Blaha.

Ein treuer Besucher des Opernballs ist Life Ball-Organisator Gery Keszler. "Man wird mich nicht bei einer Demo finden, ich bin wahnsinnig stolz, dass es den Opernball gibt", sagte er. Gesehen wurden auch Schauspieler Heiner Lauterbach mit Ehefrau Victoria sowie Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, Skilegende Karl Schranz kam mit Tochter Anna Maria. Für Michael Häupl war es sein letzter Opernball als Wiener Bürgermeister, er will ja im Mai an Michael Ludwig übergeben. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kam in Begleitung seiner Freundin Susanne Thier und Model Waris Dirie, die sich sehr über die Einladung freute. "Ich bin froh hier zu sein", sagte sie am Red Carpet den Journalisten.

Richard Lugner kam heuer in Begleitung der Schauspielerin Melanie Griffith. Die britische Schauspielerin Lily James hatte vor der Eröffnung bereits in der Loge des Wiener Unternehmers Klemens Hallmann Platz genommen.

Ein besonderer Abend ist es auch für Moderatorin Silvia Schneider, die in einer Eigenkreation kam und zudem mehrere Gäste ausgestattet hat, darunter Ministerin Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). "Wir hatten bis vor kurzem noch eine kleine Reißverschlusspanne. Aber ich verrate nicht bei welcher Dame", schmunzelte Schneider.

Damit aber nicht genug: Es kamen auch die Schauspieler Gregor Bloeb, Nina Proll, Susanne Wuest, Florian Teichtmeister, Sunnyi Melles. Die wohl schrillste Runde platzierte sich um Künstlermanager Helmut Werner: Ihn begleiteten die ehemalige Erotik-Ikone Sibylle Rauch, die deutsche Schauspielerin Nicole Mieth sowie Sänger und Dschungelcamper Florian Wess. Mieth besuchte zum ersten Mal den Opernball, sie freute sich am Red Carpet "unglaublich" auf den Abend. "Wir erwarten uns einen wunderschönen Abend und tolle Musik", ergänzte Wess.

Die Designerin Lena Hoschek entwarf die diesjährige Opernball-Fächer gemäß dem Motto "Le nozze di Figaro". In pastelligen Farbnuancen präsentieren sich zierliche Frühlingsblumen auf einem rosefarbenen Hintergrund und erinnern an ein zartes Blumenbouquet.

Für DJ Ötzi war der rote Teppich "nur Arbeit". "Aber wenn ich drinnen bin, lass ich mich entertainen", so Ötzi. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Sonja kam er in einer Kutsche an, den Frack hat er sich für den Ball ausgeborgt. Schauspieler Heiner Lauterbach traf mit seiner Ehefrau Viktoria ein: "Ich habe mir sagen lassen, es ist so ähnlich wie das Oktoberfest nur ohne Lederhose, sondern mit Frack". "Diese ganze Tradition eines Opernballs, die haben wir in Deutschland nicht", sagte Lauterbach, der auf eine elegante Erscheinung wert legt: "Es ist mir lieber, es läuft so, als wenn Leute in Jeans zum Beethovenkonzert gehen."

Femen-Aktivistin stürmte den roten Teppich

Eine Femen-Aktivistin hat am Donnerstagabend am Roten Teppich vor dem Opernball für einen Eklat gesorgt. Die Frau protestierte mit nacktem Oberkörper gegen den Besuch des ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko. Die kreischende Aktivistin wurde unter von der Polizei abgeführt. In die Oper gelangte sie nicht.

© APA/HERBERT NEUBAUER

Gut gelaunter Lugner-Gast

Die Schauspielerin Melanie Griffith, heuriger Opernballgast von Richard Lugner, hat am Donnerstag einen "großartigen Tag" in Wien verbracht. Bestens gelaunt erschien sie am Abend zum Fotoshooting in der Abendgarderobe im Grand Hotel in Wien. Von der Stadt selbst habe sie nur wenig gesehen, "weil es zu kalt war". Vielmehr verbrachte sie den Tag mit Sport und relaxen.

TV-Übertragung

Die Übertragung des Balles im Fernsehen dürfte erneut ein Millionenpublikum erreichen. Der gesamte Abend von ORF 2 und 3sat stehen im Zeichen des "Opernballs 2018". Durch den Opernball führen im Fernsehen die Moderatoren Mirjam Weichselbraun, Barbara Rett und Alfons Haider.

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