Winzige Kunststoff-Teilchen etwa aus Kosmetika, vom Reifenabrieb und von Bekleidung gelangen über die Flüsse in die Ozeane. Dort hat dieses Mikroplastik prinzipiell nichts zu suchen. Ob es für die Umwelt schädlich oder sogar gefährlich ist, kann man nach heutigem Wissensstand aber nicht sagen, erklärten Experten am Dienstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung im Naturhistorischen Museum Wien.
Große Plastikteile (Makroplastik) sind leicht zu entdecken und mit Sicherheit für die Umwelt und Tiere eine Bedrohung, erklärte Gunnar Gerdts vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung auf Helgoland (Deutschland). So verhungern etwa Meeresvögel, deren Magen voll von Plastikpartikeln statt Nahrung ist, und Wale verenden in "Geisternetzen". Mikroplastik sei jedoch schwierig in der Umwelt nachzuweisen und man könne seine Menge dort nicht genau messen. Deshalb seien viele skurrile Zahlen darüber im Umlauf.
Zahlen-Schätzungen gehen auseinander
"Man kennt die weltweite Menge an Kunststoffproduktion, weiß, wie viele Plastiksackerln und andere Kunststoffgegenstände im Umlauf sind, kann aber kaum abschätzen, wie viele Mikropartikel daraus in die Flüsse und Meere gelangen", sagte Thilo Hofmann vom Department für Umweltgeowissenschaften der Universität Wien. Deshalb sind die Unsicherheiten sehr groß. Beim österreichweiten Reifenabrieb gehen die Schätzungen etwa sogar von sechs bis sechstausend Tonnen im Jahr auseinander.
In den Ozeanen findet man eigentlich weniger Mikroplastik als erwartet, zumindest nahe der Oberfläche, so Gerhard Herndl vom Department für Meeresbiologie der Uni Wien. Es sei unklar, ob es vielleicht von Mikroorganismen abgebaut wird oder zum Ozeanboden sinkt und dort möglicherweise Schaden anrichtet.
Zumindest bei den Fischen könne man Entwarnung geben, dass sie es nicht in Massen schlucken und daran verhungern, erklärte Wilhelm Vogel vom Umweltbundesamt in Wien. Untersuchungen in der Donau hätten gezeigt, dass sich Mikroplastik nicht in ihren Mägen ansammelt so wie größere Kunststoff-Teile bei Meeresvögeln. Er schließt dennoch nicht aus, dass es auf andere Weise schädlich sein kann.
Obwohl bisher noch keine konkrete Gefährdung nachgewiesen ist, betonten die Experten einhellig, dass Plastik in beliebiger Größe in der Natur nichts zu suchen hat und sich dort viel zu lange hält. Deshalb sollten die Menschen unbedingt versuchen, den Mikroplastikausstoß so weit wie nur möglich zu vermeiden.