Mit "Eine HERZenssache." macht ein weiterer Ableger von Gunther von Hagens' umstrittener "Körperwelten"-Ausstellungsreihe in Österreich Station - und das erstmals in Linz. Die Veranstalter erwarten in der Tabakfabrik bis zu 100.000 Besucher.
A schene Leich: Die plastinierten und so konservierten Menschen, die klingend "Muskelmann mit Skelett und Kind", "Der Hürdenläufer", "Der Organpräsentator" oder "'Titanic'-Paar" betitelt sind, faszinieren von der ersten Ausstellungssekunde an. Enttäuscht wird, wer billigen Voyeurismus, ein Kuriositäten- oder gar Gruselkabinett erwartet. Gut bedient werden hingegen jene, die sich "im Grenzbereich zwischen Leben und Tod", so der Philosoph und langjährige "Körperwelten"-Begleiter Franz Josef Wetz in einer Pressekonferenz, medizinisch weiterbilden wollen.
Das titelgebende Herz zieht sich buchstäblich wie ein roter Faden durch die umfangreiche Schau, für die man sich mindestens zwei Stunden Zeit nehmen sollte. Die Anatomie des Menschen wird von der Geburt bis zum Sterben beschrieben, eindrucksvoll untermauert mit ganzen Körpern oder einzelnen Teilen davon und Organen. Krankheiten werden genauso beleuchtet wie ungesunde Laster ("Tabak ist ein Dieb!"). Das Leben wird laut Wetz gleichsam "am Tod gefeiert", die Toten sind wie in Bewegung: beim Radfahren, Hürdenlauf oder Sex unter der Dusche. Stichwort Jugendfreigabe: Ein Mindestalter für den Ausstellungsbesuch gibt es nicht, empfohlen wird er ab zwölf Jahren.
Aufklären ohne Zeigefinger
"HERZenssache" will aufklären, ohne den Zeigefinger zu heben, und für einen gesünderen Lebensstil sorgen. "Die Menschen schauen auf tote, fremde Körper, aber entdecken sich selbst", fasste es Von Hagens' Ehefrau, Kuratorin Angelina Whalley, zusammen. Umfragen nach dem Besuch hätten eine breite Zustimmung und mehr Bewusstsein für einen gesünderen Lebensstil ergeben. Eine Weisheit, mit der man aus der Ausstellung verabschiedet wird, darf zweifellos beherzigt werden: "Wohin du gehst, geh mit deinem ganzen Herzen", sagte einst Konfuzius.
Wer das "Körperwelten"-Erlebnis verlängern will, kann an sogenannten Late Nights mit dem Philosophen Wetz (20. März) und dem medizinischen Präparator Alfred Riepertinger (24. April) teilnehmen. Für 15. April hat sich zudem der aus dem Fernsehen bekannte deutsche Kriminalbiologe Mark Benecke angekündigt. Weltweit mehr als 40 Millionen Menschen haben laut den Verantwortlichen die seit 20 Jahren laufenden Ausstellungen besucht, gut 15.000 Freiwillige sind in der Plastinationsdatenbank registriert.