In den letzten Tagen haben anhaltende Regenfälle zu Hochwasser und Überschwemmungen in Westösterreich geführt. Im Zuge der Berichterstattung sind dabei zahlreiche Begrifflichkeiten verwendet worden, die für viele nicht alltäglich sind. Ein paar Antworten zu den wichtigsten Fragen.

Wann ist eine Region ein Katastrophengebiet?

Jede Person hat sich im Katastrophengebiet so zu verhalten, dass Einsatzmaßnahmen ungehindert ablaufen können. Mit der „Katastrophenfeststellung“ durch die Bezirksverwaltungsbehörden übernimmt der Bezirkshauptmann bzw. im Falle von Magistraten der Bürgermeister die behördliche Einsatzleitung und die Koordination der Katastrophenhilfe im „Katastrophengebiet“. Somit ist die Katastrophenschutzbehörde ermächtigt, alle notwendigen Maßnahmen der Katastrophenhilfe anzuordnen und neben der Mitwirkung der Einsatzorganisationen auch Privatpersonen und Firmen im Rahmen der Katastrophenhilfe anzufordern und einzusetzen. Die Grundlage für dieses behördliche Vorgehen ist im Niederösterreichischen Katastrophenhilfegesetz 2016 geregelt.

Grundsätzlich gibt es österreichweit keine einheitliche Definition, wann eine Region zum Katastrophengebiet erklärt wird. Jedes Bundesland hat ein eigenes Katastrophenschutzgesetz, dies ist also Länderkompetenz. Das im Bundesministerium für Inneres angesiedelte „Staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement“ (SKKM) dient als Koordinationsstelle der Regierung mit den Ländern, aber auch den Hilfs- und Rettungsorganisationen.

Letztlich sind sehr situationsangepasste Entscheidungen nötig. „Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind die Katastrophenmanager vor Ort, sie koordinieren die Einsätze unmittelbar“, meinte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kürzlich in Tulln.

Was passiert bei einem Zivilschutzalarm?

Bekannt durch den jährlich am ersten Samstag im Oktober (dieses Jahr am 5.10.) durchgeführten Zivilschutz-Probealarm. Bei diesem hört man vier Signale:

  • Die Sirenenprobe mit einem 15 Sekunden lang andauernden Sirenenton
  • Warnung: Drei Minuten lang gleichbleibender Ton - dies bedeutet, dass sich Gefahr nähert. In diesem Fall soll man für nähere Informationen und Verhaltensweisen Radio oder Fernseher (ORF-Sender wählen) einschalten oder im Internet nachschauen.
  • Alarm: Ein einminütiger Sirenenton, der immer wieder lauter und leiser wird. Dies bedeutet, dass unmittelbare Gefahr besteht. In diesem Fall soll man schützende Bereiche oder Räume aufsuchen. Weitere Infos auch hier über Radio, Fernsehen oder Internet
  • Entwarnung: Ein einminütiger, gleichbleibender Sirenenton. Es besteht keine Gefahr mehr.

Zusätzlich ist in der sogenannten 15a-Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden die Zusammenarbeit in Sachen Warn- und Alarmsysteme festgelegt. Hier gibt es noch einmal die wichtigsten Informationen zum Durchklicken.

Was ist ein 20-, 30- oder 100-jährliches Hochwasser?

„Wir arbeiten in der Hydrologie mit den Jährlichkeiten. Ein zehnjährliches Hochwasser tritt in einer langjährigen Statistik durchschnittlich alle zehn Jahre auf, ein hundertjährliches eben alle hundert Jahre“, erklärte Martin Angelmaier, der Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Niederösterreich. Die ersten Aufzeichnungen reichen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, sind aber regional sehr unterschiedlich begonnen worden.

Nach der gleichen Systematik werden übrigens auch Pegelstände erfasst, allerdings ist dies natürlich von Pegel zu Pegel unterschiedlich. Dennoch lässt sich ein Gesamtbild ableiten.

Kann man im aktuellen Fall von einem 100-jährlichen Hochwasser sprechen? „Wir hatten in einzelnen Gewässern 100-jährliche Ereignisse und darüber hinaus“, berichtet Angelmaier und nannte Montagmittag die Flüsse Pielach, Große Tulln, Perschling (deutlich darüber) und Lainsitz. Die Donau führe aktuell „im Wesentlichen ein 30-jährliches Hochwasser, im Bereich Korneuburg sind wir knapp unter dem 100-jährlichen“.

Was ist der Unterschied zwischen Dauer- und Starkregen?

Dieser ist nicht exakt definiert. „Starkregen ist ein dehnbarer Begriff. Es hängt immer mit einer Dauer und einer Niederschlagsmenge zusammen. Es kann ein Starkregen sein, da kommen in fünf Minuten zehn Milliliter herunter, was für eine Stunde im Prinzip nichts ist. Man kann aber das, was jetzt passiert, schon als Starkregen bezeichnen, da es über mehrere Tage lang geht“, erklärte Alexander Orlik von Geosphere Austria.

Wie entstehen Überschwemmungen?

Überschwemmungen können unterschiedliche Gründe haben. Unter anderem entsteht Hochwasser durch langanhaltende und großräumige Niederschläge, kurzzeitigem und lokal begrenztem Starkregen oder auch durch die Schneeschmelze im Frühjahr. Grundsätzlich versickert Niederschlag im Boden, wie viel davon aufgenommen wird, hängt von den Eigenschaften des Bodens ab. Ist der Untergrund durch Niederschläge gesättigt, fließt der Niederschlag auf der Oberfläche des Bodens ab. Dieses Video gibt zusätzlich einen Überblick zu den Hochwasser-Ursachen.