Angesichts der steigenden Temperaturen dürften die E-Scooter-Fahrten und damit auch die Unfälle demnächst wieder stark zunehmen, warnt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Betroffen sind vor allem junge Menschen. Bereits in den ersten neun Monaten des Vorjahres zeigte sich ein sehr klares Bild: Die mit E-Scootern verunglückten Personen sind durchschnittlich 34 Jahre alt und damit deutlich jünger als bei E-Bike-Unfällen (55 Jahre) und bei Fahrrad-Unfällen (46 Jahre). Alkohol spielt zudem als Unfallursache eine viel größere Rolle als beim Lenken anderer Verkehrsmittel. 12 Prozent der beteiligten E-Scooter-Fahrenden waren zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert. Zum Vergleich: Im Pkw-Bereich beträgt bei Unfällen der Anteil der Betrunkenen am Steuer vier Prozent und bei Motorrädern drei Prozent. 

„Alarmierend ist für uns auch der hohe Alkoholspiegel, denn 90 Prozent der nachweislich alkoholisierten E-Scooter-Fahrenden waren zum Unfallzeitpunkt mit einem Blutalkoholwert von mehr als 1,0 Promille unterwegs und 28 Prozent sogar mit mehr als 2,0 Promille“, erklärt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im KFV. Das Alkohollimit für das Fahren mit E-Scootern beträgt, ebenso wie bei Fahrrädern, 0,8 Promille. Wie KFV-Erhebungen zeigen, sind generell 77 Prozent der Unfälle mit E-Scootern auf Selbstverschulden zurückzuführen. 

Das KFV spricht sich für eine Helmpflicht aus. Auch 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind laut einer KFV-Umfrage bereits entweder dafür – oder sogar sehr dafür – dass E-Scooter-Fahrende einen Helm tragen sollen. Tatsächlich liegt die Helmtragequote derzeit in Österreich laut KFV-Erhebungen aber erst bei rund neun Prozent und bei Leih-Scootern sogar noch deutlich darunter.

Zahl der Verletzten verfünffacht

Laut Verkehrsunfallstatistik 2023 wurden in den ersten neun Monaten des Vorjahres 1.245 Personen beim Fahren mit einem E-Scooter verletzt oder getötet. Das sind vier Prozent aller in diesem Zeitraum Verunglückten im Straßenverkehr. Allerdings gibt es bei E-Scootern ebenso wie bei Fahrrädern eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Verletzten, weil bei Alleinunfällen diese häufig gar nicht polizeilich gemeldet werden und somit in der Verkehrsunfallstatistik nicht aufscheinen. Das KFV befragt daher regelmäßig in ausgewählten Spitälern Unfallopfer, wenn sie zur Nachbehandlung in die Spitals-Ambulanzen kommen, und rechnet die Daten im Rahmen von IDB-Austria hoch. Demnach hat sich die Anzahl der im Spital behandelten Verletzten seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 in Österreich von 1.200 auf 6.000 Verletzte im Jahr 2023 verfünffacht. 

Das KFV fordert daher nicht nur mehr Risikobewusstsein, sondern auch eine Helmpflicht für alle beim Lenken eines E-Scooters oder E-Bikes. Weiters sollten für E-Scooter Glocke, Blinker, eine zweite Bremse und eine Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h verpflichtend vorgeschrieben werden. Robatsch dazu: „Insbesondere die zweite Bremse und die Drosselung auf 20 km/h wären ein entscheidender Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, weil sich dadurch sowohl Bremsweg als auch Reaktionsweg spürbar verkürzen“.