Ein 26-jähriger Wiener sitzt seit vergangenem Herbst in der Justizanstalt Josefstadt wegen fortgesetzter Gewaltausübung (§ 107b StGB) in U-Haft. Er soll seit 2012 bis Februar 2023 seine um zwei Jahre jüngere Schwester misshandelt haben, im Jahr 2017 jeden zweiten Tag. Wiederholt soll er ihr auch Verletzungen zugefügt haben, indem er etwa einen Stein gegen ihre Schläfe schlug. Am Freitag wurde am Landesgericht die Verhandlung fortgesetzt.

Dabei sagte zunächst der Vater des Studenten aus, der die von der Tochter sowie der Mutter - seiner Ehefrau - am ersten Verhandlungstag Anfang Februar erhobenen Vorwürfe relativierte. „Wo ich dazwischen gehen musste, kann man an zehn Fingern abzählen“, sagte der Vater von insgesamt fünf Kindern, die mit Ausnahme der ältesten Tochter noch immer im elterlichen Haushalt leben. Vor allem während Urlauben soll es laut Anklage zu gewalttätigen Übergriffen - etwa Unter-Wasser-Drücken im Schwimmbad - gekommen sein. „Mein Telefon ist voll mit Bildern, wo wir gemeinsam Rodel fahren. Wir sind Poollängen geschwommen, die anderen haben Muscheln gesucht. Meine Erinnerungen an die Urlaube sind eher positiv“, hielt dem der Vater entgegen. Und nach einer kurzen Pause bemerkte er: „Wenn jemand zu mir gekommen wäre und gesagt hätte, ich wäre fast ersoffen, dann wäre ich dazwischen gegangen. Aber das war nicht.“

An Haaren gezogen, Faustschläge, Fußtritte

Von 2017 bis 2019 soll sich laut Anklage die vom Angeklagten ausgehende Gewalt gegen den um fünf Jahre jüngeren Bruder gerichtet haben. Die um zwei Jahre jüngere Schwester war in diesem Zeitraum zu ihrer Großmutter gezogen, um dem Leidensdruck zu entgehen. Der Angeklagte soll sie ständig an den Haaren gezogen, Gegenstände nach ihr geworfen, sie mit der Faust geschlagen und Fußtritte versetzt haben. Nach einem angeblichen Faustschlag ging die 24-Jährige im Vorjahr zur Polizei und erstattete Anzeige.

Plädiert auf „nicht schuldig“

Der Angeklagte bekennt sich weiterhin „nicht schuldig“. „Wir haben Auseinandersetzungen gehabt, aber nicht so, wie es geschildert wird. Es war selten, dass wir uns getögelt haben“, hatte er beim Prozessauftakt erklärt.

Die 24-jährige Schwester hatte im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch ausgesagt und den Angeklagten massiv belastet. Wie die Staatsanwältin berichtete, war die junge Frau während der schonenden Befragung mehrfach in Tränen ausgebrochen, ein Mal musste die Einvernahme sogar unterbrochen werden.