Fast 1,5 Millionen Menschen in Österreich leben in Armut. Vor allem die Altersarmut nimmt in Österreich in letzter Zeit weiter zu. Der evangelisch-lutherische Bischof und ehemalige Diakonie-Direktor Michael Chalupka war zu diesem Thema am Karfreitag zu Gast in der ZiB2.

Regierung mit Licht- und Schattenseiten

„Ich habe mich gefreut, als diese Regierung angetreten ist und sich vorgenommen hat, die Armut zu halbieren - leider ist man an diesem Ziel grandios gescheitert“, so Chalupka im Gespräch mit Margit Laufer. Fast jede vierte Frau über 65 Jahren lebe in Armut, so der Bischof. In einem Land wie Österreich dürfe es aber keine Armut geben.

Die Chancen müssten genutzt werden. Dazu brauche es auch politische Maßnahmen. „Es braucht ein System, das armutsfest ist“, so Chalupka. Die Mindestsicherung müsse daher an die Armutsgrenze angepasst werden, fordert Chalupka. Auch andere Sozialleistungen müssten angehoben werden. Gleichzeitig brauche es eine Wohnbauoffensive. Positiv sei anzumerken, dass die Regierung einige Sozialleistungen an die Inflation angepasst habe.

Kirchenaustritte nehmen zu

Der Einfluss der Kirche im Kampf gegen die Armut sei jedenfalls gegeben. Einerseits erhebe man immer wieder die Stimme und sei Mahner, andererseits leiste man in den Gemeinden und Pfarren einen wichtigen Beitrag, um Betroffenen zu helfen.

Dass die Zahl der Kirchenaustritte zuletzt dennoch weiter gestiegen ist, stimmt Chalupka traurig. Im Jahr 2022 traten insgesamt 97.000 Mitglieder aus der Kirche aus: 91.000 aus der katholischen, 6.000 aus der evangelischen Kirche. Chalupka führt das auf einen fehlenden Zugang zum Glauben zurück.

„Früher wurde man in eine kirchliche Gemeinschaft hineingeboren, heute fehlt vielen diese familiäre Bindung“, so Chalupka. Während sich die Gesellschaft im Umbruch befinde, verlören die Kirchen Mitglieder. Der Wert der Gemeinschaft sei aber ungebrochen und müsse weiter gestärkt werden.

ORF-Karfreitagsgottesdienst aus Graz

Am Karfreitag übertrug der ORF den Gottesdienst aus der evangelischen Kreuzkiche in Graz mit Bischof Chalupka und dem Pfarrer der Gemeinde, Paul Nitsche.