Nach dem enthemmten Tonfall, in dem Donald Trump seine Twitter-Drohungen an die Adresse Russlands abgesetzt hatte, konnte man gestern Früh nur mit Angst und Sorge auf die Nachricht über den Militärschlag gegen Syrien reagieren.

Zum Glück stellte sich bald heraus, dass die begrenzten Angriffe auf einem erwachseneren Geistes- und Gemütszustand beruhen, als es die rüde Rhetorik der digitalen Kurzbotschaften des Präsidenten befürchten ließ. Damit unterlief Trump so ziemlich alle Zuschreibungen, die an ihm haften.

Die Schläge der Streitkräfte waren eben keine Manifestation der Unbesonnenheit und der Rücksichtslosigkeit. Das Gegenteil trifft zu: Das Vorgehen zeugte von kühlem Kopf und dosiertem Risikomanagement. Entschlossenheit und Augenmaß wurden in eine kluge Balance zueinander gebracht.

Beides war unabdingbar. Der Einsatz militärischer Mittel war nach dem Einsatz von Giftgas gerechtfertigt und humanitär geboten. Selbst im Kontext eines Krieges darf eine solche Barbarei nicht ungesühnt bleiben. Sie darf aus der Zone weltweiter Ächtung, festgeschrieben im Völkerrecht, nicht entlassen werden. Bilder von Kindern, denen Schaum aus dem Mund tritt, ehe sie am Chlorgas Sarin ersticken, dürfen nie und nirgendwo in die Bandbreite kriegerischer Normalität gerückt werden. Hier wiegt das Nie-wieder als Verpflichtung schwerer als der formale Makel eines fehlenden UN-Mandats.

Gleichzeitig hat sich die Entschlossenheit enge Schranken gesetzt. Auch das war eine Verpflichtung, der man sich vernunftgetrieben unterwarf. Zu groß war und ist die Gefahr, dass sich durch maßloses Handeln der Stellvertreterkrieg in Syrien zu einem globalen Flächenbrand weitet. So wurden mit der Bombardierung dreier Giftgasfabriken ausschließlich Ziele ausgewählt, die in Zusammenhang mit dem Kriegsverbrechen standen. Bewusst hielt man Abstand zu russischen oder iranischen Stützpunkten. Mit diesem Signal machte Amerika klar, dass man nicht in den Bürgerkrieg eingreifen wolle. Auch das war klug und richtig.