1. HIV betrifft vor allem schwule Männer.
„Dieser Mythos ist historisch gewachsen“, sagt Wolfgang Wilhelm, Obmann der Wiener AIDS-Hilfe. „Die schwule Community war nur die Erste, die auf die Pandemie reagiert hat.“ Weltweit sind mehr Heterosexuelle als Homosexuelle HIV positiv, in Subsahara-Afrika sind 59 Prozent der Betroffenen Frauen. Der Mythos habe dazu geführt, dass Neuinfektionen bei schwulen Männern zurückgehen, während sie bei Heterosexuellen steigen. „Dem Virus ist die sexuelle Orientierung egal“, sagt Wilhelm.
2. Das Kondom ist der einzige Schutz vor einer Ansteckung.
Das Kondom ist das erste Mittel der Wahl, da es hocheffektiv, nebenwirkungsfrei und billig ist. Daneben gibt es aber weitere Möglichkeiten sich zu schützen: HIV-PEP ist eine „Pille danach“ für HIV, um eine Ansteckung nach einer Risikosituation, wie einer Vergewaltigung, zu vermeiden. Mit der PrEP-Prophylaxe wiederum nimmt man vorbeugend HIV-Medikamente ein, um sich nicht anzustecken – eine teure Möglichkeit für Menschen, die riskantes Sexualverhalten nicht lassen können. Und: Wenn ein HIV-Infizierter gut behandelt ist, ist er auch nicht mehr ansteckend.
3. HIV ist heute kein Thema mehr.
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: 400 bis 500 Menschen in Österreich stecken sich jedes Jahr an, damit stagnieren die Neuinfektionen „auf viel zu hohem Niveau“, sagt Wilhelm. Während Generationen, die heute über 40 sind, sind mit dem Thema groß geworden sind, haben heutige Jugendliche weniger Zugang dazu. Daher bleibt die Präventionsarbeit so wichtig.
4. Ich lebe in einer fixen Beziehung, für mich ist HIV kein Thema.
HIV-Vorsorge in einer fixen Beziehung sollte laut Wilhelm so aussehen, dass man zu Beginn gemeinsam den Test macht. Beziehung als HIV-Vorsorge funktioniert aber nur, wenn auch beide Partner treu sind – oder eine ehrliche Gesprächsbasis haben. „Zu beichten, dass man fremdgegangen ist und kein Kondom verwendet hat, ist für viele schwer“, sagt Wilhelm. Man müsse an die Verantwortung denken, die man für die Gesundheit des anderen hat.
5. HIV ist ein Todesurteil.
Dank moderner Medikamente ist HIV eine chronische Infektion, der Ausbruch der Krankheit AIDS kann in den meisten Fällen verhindert werden. Das gilt aber nur für Länder mit gutem Gesundheitssystem. In Subsahara-Afrika, Russland oder Asien sei HIV nach wie vor eine todbringende Erkrankung, von weltweit 37 Millionen Betroffenen haben nur 20 Millionen Zugang zur Therapie.
Sonja Saurugger