Zuerst waren es Veganer-Verbände, die die vermeintlich dunklen Seiten der Milch aufzeigten: Die eigentliche Kleinkuhnahrung sei eben nur für Kälber und nicht für Menschen bestimmt, denn in unseren Körpern würde die Milch zu Übergewicht, Diabetes oder Cellulite führen. Sogar die Entstehung von Krebserkrankungen wurde der Milch angelastet. Aber auch die Wissenschaft begann, sich intensiv mit der Auswirkung von Milch und Milchprodukten auf unsere Geusndheit, auf das Gewicht und auch auf den Alterunsgprozess zu beschäftigen. Einige Erkenntnisse wurden gewonnen, vieles ist aber noch unsicher.
Kann Milch Krebs auslösen?
Mit dieser Frage haben sich schon viele Studien beschäftigt – und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. So gibt es Hinweise, dass Milchprodukte das Risiko für Eierstock- und Prostatakrebs steigern können. Vor Krebserkrankungen im Verdauungstrakt wiederum sollen Milchprodukte eher schützen.
Der Krebsverdacht gegen Milchprodukte beruht darauf, dass tierische Eiweiße dazu führen, dass im Körper Wachstumsfaktoren ausgeschüttet werden – die auch das Wachstum von Krebszellen fördern. Aber: Momentan ist die Forschungslage noch unklar, gesicherte Aussagen zum Krebsrisiko gibt es noch keine.
Fördert Milch Übergewicht?
Milch ist eigentlich für das Kalb da – und soll es schnell groß und stark werden lassen. Daher hat Milch einen hohen Energie- und Nährstoffgehalt, liefert also viele Kalorien. Isst man ohnehin zu fett und zu süß, können Milchprodukte die Gewichtszunahme also noch fördern.
Aber: Milch sättigt auch schnell, da im Darm Sättigungshormone ausgeschüttet werden – und kann so sogar vor Übergewicht schützen, wenn man sich auch sonst gesund und ausgewogen ernährt. Es gilt wieder einmal: Nicht ein Lebensmittel, sondern die Summe der Ernährung macht dick – oder eben nicht.
Schadet oder nützt uns Milch mehr?
Übergewicht, Krebs, ein früherer Tod: Viele katastrophale Folgen wurden einem hohen Milchkonsum zugesprochen. Wie für jedes andere Lebensmittel gilt auch für Milch: mit Maß und Ziel! Drei Portionen Milch und Milchprodukte pro Tag werden empfohlen (1 Portion entspricht 200 ml Milch oder 50 bis 60 g Käse). Davon sollten zwei „weiß“ (Joghurt, Milch) und eine „gelb“ (Käse) sein. Dann liefern Milchprodukte wichtiges Kalzium und B-Vitamine und sind durch das leicht verdauliche Eiweiß auch Sportlernahrung.
Bekomme ich Osteoporose, wenn ich auf Milch verzichte?
In Südostasien sind beinahe alle Menschen laktoseintolerant und essen daher keine Milchprodukte. Die Osteoporose-Raten sind aber dennoch deutlich geringer als in Europa. Der wichtige Knochenbaustein Kalzium kann nämlich auch über pflanzliche Lebensmittel wie grünes Gemüse oder kalziumhaltiges Mineralwasser aufgenommen werden. Eine schwedische Studie zeigte außerdem, dass Frauen, die viel Milch trinken, trotzdem kein geringeres Knochenbruch-Risiko hatten.
Ist Laktoseintoleranz eine Krankheit?
Dass man Milchzucker nach dem Säuglingsalter nicht verträgt, ist eigentlich der Normalzustand des Menschen: Der Großteil – 75 Prozent – der Weltbevölkerung ist laktoseintolerant. Dass wir hier in Mitteleuropa sehr wohl Milchprodukte essen können, ist einer Genmutation geschuldet. Die Laktoseintoleranz ist also keine Krankheit!
Verträgt man keinen Milchzucker, gilt es, ihn zu meiden: Im Unterschied zur echten Lebensmittel-Allergie, wobei schon kleinste Dosen schwere Reaktionen auslösen können, ist die Unverträglichkeit dosisabhängig. So müssen Menschen mit Lactose-Intoleranz 50 Gramm Milchzucker zu sich nehmen, um am typischen Durchfall zu leiden - das entspricht einem Liter Milch. Zwar sind die Folgen einer Laktose-Unverträglichkeit unangenehm, da sie mit Blähungen und Krämpfen einhergehen - der Darm nimmt dadurch aber keinen Schaden.
Sonja Saurugger