Der Film ist Michael Glawogger gewidmet. Nachdem der österreichische Filmemacher und Weltreisende in puncto Wirklichkeit im April 2014 unerwartet an einer Malariaerkrankung in Liberia verstorben war, drohte auch der finale Teil einer Filmtrilogie zu Sex, Drugs and Rock’n’Roll unvollendet zu bleiben.
Michael Ostrowski, Wegbegleiter beim Post-Hippie-Sexfilm „Nacktschnecken“ (2004) und der durchgestylten Kifferkomödie „Contact High“ (2009), hat „Hotel Rock’n’Roll“ schlussendlich umgesetzt – als Schauspieler und erstmals auch als Regisseur.

Es ist Ihr Langfilmdebüt im Regiesessel. Sind Sie jetzt angefixt?
MICHAEL OSTROWSKI: Zwei Jahre davor führte ich intensiv Regie bei Werbefilmen. Dabei merkte ich, es geht. Es war wie eine gut bezahlte Lehrstelle. Die Regie bei „Hotel Rock’n’Roll“ zu machen, war schön, aber auch belastend. Monatelang fragte ich mich: Wie soll ich das bloß schaffen?

Und – wie haben Sie es geschafft?
OSTROWSKI: Ich holte Helmut Köpping dazu. Und alle anderen sagten dauernd zu mir: „Das musst du machen. Das ist euer Humor, das kannst nur du umsetzen.“ Je näher der Drehtermin rückte, desto besser fühlte es sich an.


Wie weit war das Projekt zum Zeitpunkt des Todes von Michael Glawogger gediehen?
OSTROWSKI: Sehr weit, wir hatten es ja gemeinsam geschrieben, uns die Ergebnisse immer gegenseitig geschickt. Genau an dem Wochenende, als Glawo an Malaria erkrankte, las ich mir die damals aktuelle Fassung intensiv durch. Als er zu seiner offenen Reise für den „Film ohne Namen“ aufbrach, übertrug er mir sehr viel vom Projekt. Es gab aber keinen expliziten Drehbuchvertrag zu dem Zeitpunkt . . .

Wer Mitwirkende fragt, bekommt immer dieselbe Antwort: „Es war so lustig auf dem Set.“ Ich behaupte: Das sieht man dem Film an. Wie bastelt man den Humor?
OSTROWSKI: Es war wirklich immer lustig. Niemand kann eine Komödie drehen, ohne dass er es lustig hat. Und man braucht dazu Menschen, die humortechnisch ähnlich gesinnt sind.

Wer hat Ihren Humor geprägt?
OSTROWSKI: Einerseits war es der Humor in meiner Familie, später der in meinem Freundeskreis. Und natürlich Gerhard Polt, Helge Schneider, Louis de Funès, Jerry Lewis und viele mehr.

Neben Stars wie Detlev Buck, Georg Friedrich oder Sven Regener wirken bei „Hotel Rock’n’Roll“ viele Ihrer langjährigen Wegbegleiter mit wie Pia Hierzegger, Gerald Votava, Johannes Zeiler, Hilde Dalik, auch Kollegen vom Theater im Bahnhof wie Norbert Wally und Co. von The Base. Würden Sie die Crew als großen Freundeskreis bezeichnen?
OSTROWSKI: Ja. Es gibt, ehrlich gesagt, nicht so viele Schauspieler in dem Film. Das kommt auch daher, dass wir das Casting selber gemacht haben. Besser gesagt: Es gab nur ein einziges Casting für eine Szene. Den Rest haben wir aus unserem Bekanntenkreis besetzt. Alle, die dabei sind, wollten gerne mitmachen – und dem Glawo noch ein Geschenk machen.

Der international erfolgreiche und vielstimmige österreichische Film ist ungemein arm an guten Komödien: Ist „Hotel Rock’n’Roll“ so etwas wie eine Ehrenrettung für die Komödie?
OSTROWSKI: Nein, ich will niemanden retten! In Österreich gibt es traditionell viele gute Komödianten. Aber unser Humor ist einzigartig. Das kann man ruhig herzeigen. Und „Hotel Rock’n’Roll“ ist ein Unterhaltungsfilm, der sich in diese Tradition einfügt. Andreas Prochaska (Anm. Regisseur von „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“) hat mir einmal gesagt, Komödien seien das schwerste Genre. Weil man nur am Set erreichen kann, dass sie lustig werden. Ich sehe das auch so: Die Komödie verzeiht nichts. Die Möglichkeit des Scheiterns ist größer als bei einem anderen Genre.

Was sind denn Ihre nächsten Projekte?
OSTROWSKI: Im August drehe ich mit Detlev Buck „Bibi und Tina“, Teil 4. Ende August starten die Dreharbeiten für die nächste Staffel der ORF-Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“. Außerdem habe ich mit Chris Weisz gerade eine Dokureihe über heimische Musik für Servus TV fertiggestellt – sie wird 2017 ausgestrahlt. Fernsehen mache ich nur noch, wenn eine gewisse Grundfreiheit gegeben ist. Es ist eine grassierende Unsitte, dass dir als Kreativem dauernd gesagt wird, wie etwas zu sein hat. Je älter ich werde, desto weniger halte ich das aus.