Vergangenes und Zukünftiges bringt der Mai zusammen: Wer nämlich einen genauen Blick auf das Konzertangebot wirft, entdeckt nicht nur eine ordentliche Bandbreite, sondern auch, dass alte Helden immer noch ziehen und sich die Musik von Morgen unweigerlich ihre Nischen sucht. Ein bisschen abseits von allem aber ist er angesiedelt: David "The Hoff" Hasselhoff beglückt seine Fans mit 80er-Trash.

Der US-Schauspieler und Sänger, der im Vorjahr beim Nova Rock die Abschlussparty am Laufen hielt und auch das Wiener Stadtfest nicht ausließ, kommt Anfang Mai für zwei Auftritte nach Wien und Linz. Wenn er "Looking For Freedom" anstimmt, kommen bei vielen wohl nicht nur Kindheitserinnerungen hoch.

Musikalisch auf einem ganz anderen Blatt steht Roger Waters: Der Brite wird am 16. Mai in der Wiener Stadthalle neben aktuellem Material auch heiß geliebte Pink-Floyd-Hits servieren, wobei er auch fürs Auge einiges liefert. Immerhin wurde der Gig als "überwältigende 360-Grad-Konzerterfahrung" angekündigt.

Am 3. Mai in Wien: Anastacia auf "Evolution"-Tour
Am 3. Mai in Wien: Anastacia auf "Evolution"-Tour © APA/ROLAND SCHLAGER

Kunterbunte Optik

Eine intimere Angelegenheit, trotz großen Rahmens in der Stadthalle, darf man sich von Sam Smith erwarten: Der englische Sänger setzt am 8. Mai sicher nicht nur auf seinen Oscar-prämierten James-Bond-Song "Writing's on the Wall", sondern wird auch seine zwischen Soul und Pop changierende Alben berücksichtigen, wobei er gerne mal ins Schmusefach abdriftet. Greller wird die Aufmachung von Anastacia ausfallen, ist die US-Popsängerin mit dem Faible für Brillen doch gerne in kunterbunter Optik unterwegs und wird für ihre "Evolution"-Tour zum gleichnamigen Album sicher keine Abkehr davon machen. In Wien gastiert sie am 3. Mai.

Für durchwegs begeisterte Kritiken hat im Vorjahr die US-Dreampop-Band Cigarettes After Sex gesorgt. Entschleunigung wird hier ebenso groß geschrieben, wie sich die Gitarren nach allen Regeln der Kunst im Hall verlieren dürfen. Am 15. Mai kommen Greg Gonzalez und seine Kollegen in den Wiener Gasometer. Drei Tage zuvor verstecken sich hinter dem sperrigen Titel "?(No, 12k, Lg, 18Wfw)" die New-Wave-Pioniere New Order, die im Rahmen der Wiener Festwochen aufspielen und dabei von Liam Gillick auf visueller Seite unterstützt werden.

Und Mireille gibt es auch

Wie abwechslungsreich sich das musikalische Geschehen in den kommenden Wochen sonst noch gestaltet, zeigt auch folgende Auflistung: Chansonsängerin Mireille Mathieu versteht sich im Konzerthaus als "Made in France" (1. Mai), Lisa Stansfield präsentiert im Museumsquartier ihr neues Album "Deeper" (2. Mai), Bobby McFerrin setzt am 8. Mai ganz auf Interaktion mit dem Publikum (Konzerthaus) und Michael Patrick Kelly gibt einige Wochen nach seinen Geschwistern ein wohl Kelly-Family-freies Konzert im Gasometer (10. Mai). "Songs for Eternity" hat Schauspielerin und Sängerin Ute Lemper im Gepäck, die am 30. Mai im Porgy & Bess eine ernstere Seite an den Tag legen und Stücke aus Konzentrationslagern und Ghettos anstimmen wird.

Jazz-Szene

Wie es um den zeitgenössischen Jazz steht, das sollte man Kamasi Washington fragen: Der US-Amerikaner gilt seit einigen Jahren als Erneurer und Hoffnungsträger der Szene. Sein neues Doppelalbum "Heaven & Earth" stellt er am 19. Mai im Konzerthaus vor. Neues haben auch die Salzburger Steaming Satellites im Angebot, die die Tour zu ihrer Platte "Back From Space" am 22. Mai in der Wiener Arena beginnen. Zwei Tage später gibt es dort Simon Green mit seinem Projekt Bonobo open-air zu erleben, wobei sein variantenreicher Electro-Sound Tanzbares wie Entspanntes bedient.

Man hat die Wahl

Der Brite sorgt aber auch für eine schwierige Wahl, hebt doch das ähnlich gelagerte Hyperreality-Festival der Wiener Festwochen just am selben Abend an. Kuratorin Marlene Engel lässt heuer im F23 (ehemalige Sargfabrik Atzgersdorf) aufspielen und lädt wieder die Speerspitze zeitgenössischer Clubmusik zum gepflegten Gedanken- und Soundaustausch. Zum prominenten Line-up gehören u.a. Arca, Kelela, FAKA und Shiva Feshareki. Wer wissen will, wozu es sich auch noch morgen bestens tanzen lässt, ist hier definitiv richtig aufgehoben.

Verwandt im Geiste ist das Kremser donaufestival, das von 4. bis 6. Mai ins Finale geht. Neben Performance, Diskurs, Film und Kunst gibt es dabei natürlich auch etwas auf die Ohren: Etwa vom Duo Mouse on Mars, das mit neuem Material nach Niederösterreich reist, oder dem achtstündigen Reigen "as waves go by", zu dem sich etliche Künstler angesagt haben. Ordentlich in die Saiten greifen werden außerdem Scout Niblett und Deerhoof. Seine Premiere feiert außerdem das Red Bull Music Festival, das am 9. Mai den Wiener Prater von etlichen heimischen Musikern erobern lässt. Kruder & Dorfmeister sind da ebenso mit von der Partie wie die Wiener Sängerknaben - breiter aufgestellt geht es wohl kaum.