Zwischen Jürgen Schmidt und seinem Schlagzeug hat es nie den großen Knall gegeben. Nach einigen Trommelversuchen in der Jugend stellte er das Musikinstrument in die Ecke und hängte sich den melodischen Bass um. Eine folgenreiche Entscheidung. Viele Musikbegeisterte werden es dem gebürtigen Köflacher spätestens am Samstag beim Augartenfest danken, wenn er um 20.45 Uhr gemeinsam mit seinen Bandkollegen von „Granada“ die Soundportal-Bühne betritt.

Facettenreiche Klangwelt

Für Schmidt ist die „Spielfläche“ im Grazer Augarten keine neue: Bereits 2016 ist er mit dem Folkrockkollektiv „Polkov“ dort aufgetreten. Neben „Granada“ stimmt um 18 Uhr die weststeirische Band „The Sado Maso Guitar Club“ ihre Gitarren an.

Lauscht man den Erzählungen von Schmidt, merkt man schnell, dass sein Leben die Musik ist. Diese Passion für die facettenreiche Klangwelt entwickelte sich bei Schmidt bereits in seiner Kindheit. Dank seiner großen Schwester, FM4 und Platten verschiedener Indie-Künstler kam er in Berührung mit der heimischen Alternativ-Musikszene. Mit der Unterstützung seiner Eltern arbeitete er daran, ein Teil davon zu werden. Zunächst in der Musikschule Köflach, später mit der weststeirischen Indie-Band „Lullabies“.

Dabei war der Ligister Laurenz Jandl, mit dem er später „Polkov“ gründete, meist an seiner Seite. Die Schule war für die beiden damals eine Art künstlerisches Biotop. „In meiner Jugend haben alle meine Freunde in einer Band gespielt“, erinnert sich Schmidt. Die Obsession ging teilweise so weit, dass Albumaufnahmen im Studio der Schule vorgezogen wurden. „Es war damals eine unbeschreibliche Gruppendynamik vorhanden, wir haben uns ausgetauscht und gemeinsam gejammt.“

In dieser Zeit kam Schmidt mit den „Lullabies“ viel herum. Konzertbühnen wurden von Wien bis Venedig bespielt. Neue Musikerfreundschaften entstanden über die Bezirksgrenzen hinaus. Diese erwiesen sich nach der Auflösung der „Lullabies“ als fruchtbar. Schmidt und Jandl trommelten Kollegen aus dem Grazer Indie-Universum zusammen: Herauskam dabei das Musikkollektiv „Polkov“, das herrlich erdige und eingängige Töne anschlug. „Spaß war immer mein größter Antrieb, um Musik zu machen. Es ist wie ein Suchtverhalten: Man will neue Elemente klanglich umsetzen und mit seiner Musik weiterkommen“, so Schmidt.

Mit Erfolg: Zwei international beachtete „Polkov“-Alben und ein Stammplatz in den FM4-Charts kann sich der Köflacher auf die Fahnen heften. Mittlerweile hat er mit „Granada“ ein neues musikalisches Kapitel aufgeschlagen. Im Dialekt gesungene Texte treffen hier auf Mundartpop, urösterreichische Instrumente und Rockelemente. Der alternativen Szene und dem Mainstream gefällt es. Daneben verwirklicht sich Schmidt mit „Lili“ im Dreampop-Genre. Ein künstlerischer Tausendsassa eben, dieser Musikliebhaber.

Jürgen Schmidt
Jürgen Schmidt © Kirin Kohlhauser