Sie hatten in der restlos ausverkauften Wiener Stadthalle das erste Album seit 25 Jahren ohne Rick Rubins Produzenten-Schliff im Handgepäck. Das heuer im Juni mit Danger Mouse und Radiohead-Produzent Nigel Godrich für Fans der alten Californication-Schule etwas zu poppig in Form gebrachte The Getaway steuerte mit dem sehr starken Dark Necessities, Go Robot oder Dreams of a Samurai nur eine Handvoll Nummern zum 100-Minuten-Set ihres Konzerts bei.

Die Red Hot Chili Peppers gaben am Montagabend vom ersten Funk-Jam, mit dem Bass-Gigant Flea, Schlagzeuger Chad Smith und Junghüpfer Josh Klinghoffer an der Gitarre das Set anheizten, Vollgas. Sie feuerten – von Around the World oder Dani California bis zu einem ein wenig verschleppten Californication - einige ihrer größten Stadion-Salven in die Halle, auch Funk-Punk-Rock-Gewitter wie Blood, Sugar, Sex, Magic, By the Way oder Give it Away zündeten sie eindrucksvoll.

Smith und Flea trieben die Melodien des an diesem Abend stimmsicheren  Anthony Kiedis mit ihrer monströsen Rhythmus-Section druckvoll ins Publikum, das ab der zweiten Nummer kochte. Eine Truppe, die die 50 überschritten hat, na und? Das hindert den sichtbar fitten Kiedis nicht, den nackten Oberkörper immer noch im Rampenlicht aufblitzen zu lassen. Klingenhoffer, headbangender Wirbelwind mit Hikuvola-Schnitt, der auch die zweiten Stimmen singt, lässt fast vergessen, dass John Frusciante bis Ende der 2000er-Jahre an der Gitarre dieser Band mindestens so seinen Stempel aufgedrückt hat wie Flea und Kiedis.

Die Bühnenshow ist reduziert, aber hier ist eine Band handwerklich gemeinsam am Arbeiten, wie es nach drei Jahrzehnten nicht allen so überzeugend gelingt. Die Lichtshow, an Seilen Hunderte bewegte Lichtstäbe, die von der Decke die Halle bis zur Mitte wellenförmig fluten, geometrisch Rahmen, spartanisch herabtröpfeln,  ein Effekt-Fundus, der sich nicht erschöpft. Ja, diese knallroten Chilis sind immer noch feurig heiß!