Mehr Komparsen hat es im heimischen fiktionalen Fernsehen wohl noch nie gegeben: Vor der beeindruckenden Kulisse von fast 50.000 Ski-Enthusiasten drehte der ORF gemeinsam mit der ARD im Vorjahr beim Schladminger Nachtslalom Szenen für den zweiten „Landkrimi“ aus der Steiermark.
In „Steirerkind“ wird kurz vor dem Rennen auf der Piste der Trainer des Ski-Teams tot aufgefunden. Sandra Mohr (Miriam Stein) und Sascha Bergmann (Hary Prinz) werden in die Obersteiermark beordert, um im Renntempo auf Mördersuche zu gehen. Zwischen weißer Pracht und Rotlichtmilieu wartet auf das konträre Ermittlergespann mehr als nur trockene Ermittlungsarbeit. Von bemerkenswerter Aktualität ist dabei die Verknüpfung von Skisport und Sexualmoral.
Nach dem Krimi ist vor dem Krimi
Für Film wie Realität gilt: Nach dem Krimi ist vor dem Krimi. Das große Nightrace auf der Planai startet am 23. Jänner, die von Wolfgang Murnberger („Kästner und der kleine Dienstag“) inszenierte fiktionale Vorgeschichte gibt es heute um 20.15 Uhr in ORF eins zu sehen.
Der Fall „Steirerkind“ läutet die nächste Runde im ORF-„Landkrimi“-Reigen ein. Gegenüber dem ersten Durchlauf, der Episoden aus den neun österreichischen Bundesländern und Südtirol enthielt, hat die steirische Ausgabe einiges aufzuholen: 651.000 Fernsehzuseher schalteten im Dezember 2014 für den Steirerkrimi ein, nur im Salzburger Fall „Drachenblut“ (635.000) waren es weniger. Spitzenreiter im Feld der insgesamt durchwegs erfolgreichen „Landkrimi“-Reihe war „Der Tote am Teich“ (840.000) mit Josef Hader.
Eine Minirolle für die Autorin
Als Vorlage diente Regisseur Murnberger wiederum ein Roman der in Wien geborenen Bestsellerautorin Claudia Rossbacher, die für „Steirerkind“ auch selbst vor der Kamera stand: „Ich wollte eigentlich nur eine typische Cameo-Rolle haben, irgendwo durchs Bild latschen, so wie es auch der Wolf Haas macht oder der Hitchcock oder der Slupetzky im ,Schweigen des Lemming'.“ Geworden ist es bei Kälte und Dunkelheit schließlich eine Mini-Sprechrolle: „Das war gar nicht so ohne“, befindet die Autorin, die das Verfassen der Drehbücher auch in Zukunft gerne anderen überlässt und sich auf ihre eigene Profession konzentriert. „Was soll ich denen erzählen? Ich schreibe lieber meine eigenen Romane, da redet mir keiner rein“, sagt sie.
Vom See auf die Skipiste
Die Bearbeitung für den Film mache große Adaptionen der ursprünglichen Handlungsstränge notwendig. Beispiel: In der Romanvorlage für den heutigen „Landkrimi“ wird die Leiche unter der Eisdecke eines Sees gefunden, im Film liegt der Tote auf der Skipiste. „Da muss man Glück haben, wenn es dann derselbe Mörder ist“, erklärt Rossbacher schmunzelnd, um aber gleich einzuschränken, dass gegen Abänderungen des Stoffes nichts einzuwenden sei. Wichtig sei bloß, dass die Chemie zwischen den Protagonisten Mohr und Bergmann erhalten bleibe.
Wiederum gilt: Nach dem Krimi ist vor dem Krimi. Der Startschuss für die Dreharbeiten zum dritten Steirerkrimi („Steirerkreuz“) fällt schon im Herbst, Regie führt wieder Wolfgang Murnberger, der erneut am Drehbuch mitschreibt. Und auch für Nachschub in Buchform ist gesorgt: Im Februar erscheint Rossbachers achter Fall „Steirerquell“.