Eine Interpretation der Jugendjahre und der Gefühlswelt Maria Theresias, statt akribisch Fakten zu zeigen: Als sich das tschechische Fernsehen auf Partnersuche für ein mehrstündiges Filmprojekt über die jungen, unbekannten Jahre der Habsburgerin begab, war der ORF schnell an Bord.
Und schaffte es, obwohl seine Beteiligung unter 20 Prozent liegt (und damit unter einer Million Euro), einen beachtlichen Österreich-Anteil im Ensemble zu verankern. Der in der Muttersprache spielen durfte, was große Ängste bei den Vorbereitungen auslöste: „Ich war am Anfang mehr als skeptisch, ob das funktionieren kann, wenn jeder Darsteller seine Landessprache verwendet. Doch gerade dadurch war die Konzentration höher, jeder musste ganz präzise sein und aufpassen, dass er sein Stichwort erwischt“, resümiert Regisseur Robert Dornhelm. Und er gesteht: „Hätten wir auf Englisch gedreht, wäre es oft ein schlechtes Englisch gewesen, das wir nachher genauso hätten synchronisieren müssen.“
Vier Sprachen? Beteiligt haben sich auch das slowakische und ungarische Fernsehen. Der Großteil wurde an 50 Drehtagen zwischen März und Ende Juni dieses Jahres im tschechischen Schloss Valtice (stellt die Hofburg dar) und in der Stadt Kromeriz gefilmt – wo auch Milos Formans Oscar-Klassiker „Amadeus“ entstanden war.
Die 200 Minuten über die jungen Jahre einer begehrenden Frau, Mutter und Herrscherin, die in den Geschichtsbüchern eben nur nach politischen und nicht nach menschlichen Bedürfnissen eingeschätzt wird, wollen kein kostümiertes Historien-TV sein, sondern eine unterhaltsame, zuweilen launige Spurensuche, warum sie die wurde, die sie für ihre vielen Kinder und die Geschichte Österreichs war.
„Ein kreativer Umgang mit den geschichtlichen Befunden war von der Autorin Miroslava Zlatníková durchaus erwünscht“, heißt es vonseiten des ORF. Im Gegensatz zu „Rudolf“ oder „Sarajewo“ soll es keine Untersuchung der Fakten, kein historischer Essay sein.
„Ich hinterfragte die emotionale Wahrheit, das Seelenleben Maria Theresias, die Gründe für ihr späteres Verhalten als Mutter und Monarchin“, erläutert die Tschechin Zlatníková. Und bekennt: „Gewisse Szenen, die wir zeigen, etwa die Eheverhandlungen oder am Sterbebett von Prinz Eugen, haben sicher nicht genau so stattgefunden!“
Burgmimin Marie-Luise Stockinger, die für ihren ersten großen TV-Part gleich in die Titelrolle schlüpfte, hat dieser Zugang beflügelt: „Man weiß ja, wo und wie Maria Theresia in die Geschichte eingegangen ist. Der Film nimmt sich die erzählerische Freiheit, zu schildern, warum und wie sie so geworden ist.“ Was die thronende Matrone innerlich angetrieben hat.
Teil eins endet mit der Zeit der Habsburgerin in der Toskana und dem jähen Tod von Karl VI., die 200 Minuten schließen morgen mit der Krönung in Bratislava (gedreht am Originalschauplatz), da Maria Theresia aufgrund der „Pragmatischen Sanktion“ ihrem Vater auch als weiblicher Nachfahre in die Regierungsverantwortung folgen kann. Geboten werden tolle Schau-Bilder mit teils opulenter Musik, schmunzeln darf man etwa bei der köstlich gefilmten Hochzeitsnacht und der vergeblichen Sohneszeugung.