Zählt ein Kanal wie ORF eins an vielen Tagen im Jahr zu den Sorgenkindern im Portfolio eines Medienunternehmens, wird viel probiert. So wurde 2014 etwa die Dokumentationsreihe "Dokeins" ersonnen und diese lockt bislang unter Hanno Setteles Regie (im Schnitt 300.000 Seher) mehr Interessenten als etwa diesen Mittwoch: Werner Bootes Überwachungsdoku "Alles unter Kontrolle" holte nur 188.000 Seher im Schnitt. Freitagabende zählen ohne Shows wie "Dancing Stars", "Die große Chance" oder neue wie alte "Wir sind Kaiser"-Audienzen auch nicht zu den quotenstärksten Momenten von ORF eins. Konsequenz: Die Verantwortlichen holen nun klassisches Kabarett in den Hauptabend – just jenes Genre, das traditionell im Sommer spätabends als Lückenbüßer herhalten muss ("Sommerkabarett").
Positiv überrascht davon zeigt sich auch Thomas Maurer: "Mich hat das immer verwundert, warum man klassisches Kabarett ausschließlich im Sommer am späten Abend zeigt", sagt der 49-Jährige. Gemeinsam mit Lukas Resetarits, Thomas Stipsits, Andreas Vitásek, Clemens Maria Schreiner und "Legionär" Dieter Nuhr meldet sich Maurer um 20.15 Uhr vom "Kabarettgipfel", der am 31. Jänner in der Wiener Stadthalle aufgezeichnet wurde. Zu sehen gibt es Ausschnitte aus den jeweiligen aktuellen Programmen – neu zusammengesetzt: "Wir stehen alle die ganze Zeit auf der Bühne und es gibt Überschneidungen. Gelegentlich mischen wir uns in die Nummern anderer ein", gibt Maurer einen Einblick. Aufgehen könnte das Konzept, denn es gab einen erfolgreichen Vorläufer: "Lukas Resetarits & Friends" holte im Dezember 2012 um 20.15 Uhr im Schnitt 656.000 Zuseher.
Im Vorjahr bewarben sich Thomas Maurer, Florian Scheuba und Robert Palfrader im Rahmen ihrer Sendung "Wir Staatskünstler" noch glaubwürdig und ausführlich um die Führung des ORF. Stiftungsrat Hans-Peter Haselsteiner kündigte dem Trio gegenüber auf Sendung sogar an, es zum Hearing einzuladen. Allerdings verließen den Liberalen letztendlich doch der Mut und womöglich auch der Humor. Übel genommen wurde den drei der satirische Angriff auf ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nicht: "Die Aktion wurde mit humorvoller Miene kommentiert", sagt Maurer. Und nach zwei Folgen 2017 soll es 2018 wieder eine Staffel "Wir Staatskünstler" geben: "Das wurde uns sehr eindringlich und wirklich in Aussicht gestellt. Schauen wir einmal", gibt sich Maurer noch etwas restskeptisch.
Christoph Steiner