Ein früherer Weltmeister, ein Sänger, der inzwischen strippt, und viele Reality-TV-Sternchen: RTL setzt bei seinem diesjährigen Dschungelcamp wieder auf eine ebenso altbekannte wie vielversprechende Zusammensetzung. Ex-Fußballweltmeister Thomas Häßler, Ex-Modelfreund Alexander "Honey" Keen, "Mallorca"-Jens Büchner, Schauspieler Markus Majowski, Neue-Deutsche-Welle-Star Fräulein Menke ("Hohe Berge"), Ex-DSDS-Teilnehmerin Sarah Joelle Jahnel, Schauspielerin Nicole Mieth, TV-Maklerin Hanka Rackwitz, "It-Boy" (O-Ton RTL) Florian Wess, der strippende Sänger und Sarah-Connor-Ex Marc Terenzi und Terenzi-Ex Gina-Lisa Lohfink ziehen am Freitagabend in den australischen Dschungel (RTL, 21.15 Uhr). Und Kader Loth springt für Nastassja Kinski ein.
"Ein vielversprechendes Unterhaltungsprinzip" nennt die Medienwissenschafterin Joan Kristin Bleicher von der Uni Hamburg die diesjährige Zusammenstellung und erkennt "Konfrontainment-Strategien" als Strukturprinzip. "Es gibt natürlich Kandidaten, die konfliktbewährt sind wie Jens Büchner und Gina-Lisa Lohfink", sagt sie. "Auch Kader Loth geht in die Richtung." Eine kleine Kostprobe von Loth, von der nicht ganz klar ist, warum sie eigentlich so viele Fernsehzuschauer kennen: "Ich habe mich selber entdeckt - deshalb verdien' ich ja 'nen Nobelpreis."
Dass die Kandidaten sich ihre geplanten Rollen vorab zurechtgelegt haben, wird in den RTL-Trailern deutlich: Schauspielerin Mieth (war mal bei "Verbotene Liebe") betont, sie suche das Abenteuer und nicht das schnelle Geld: "Ich bin berufstätig. Ich habe 2016 schon einige Sachen gemacht, die man auch nachlesen kann."
Gina-Lisa, die sechs Jahre später im Dschungel auf den Spuren ihrer Ex-Busenfreundin Sarah "Dingens" Knappik wandelt, will sich "nicht nackig machen", Teilnehmerin Sarah Joelle Jahnel (war mal bei "Deutschland sucht den Superstar") dagegen möglicherweise schon. Ist vielleicht auch besser: So hat sie bei denjenigen, die sie schon in der RTL-Nacktshow "Adam und Eva" sahen, einen gewissen Wiedererkennungswert.
Die Sendung biete einen "Einblick in die Mediengesellschaft als Mikrokosmos", sagt Bleicher. "Man kann Z-Prominenten dabei zuschauen, wie sie in 14 Tagen versuchen, zu Stars aufzusteigen und beobachten, welche Strategien sie dabei verfolgen." TV-Auswanderer Jens Büchner hat sich zur Sicherheit schon mal selbst einen Titel gegeben: "Geilste Sau von Malle".
Es ist bereits die elfte Staffel der Show, die RTL ab Freitag um 21.15 Uhr zeigt. Seit mehr als zehn Jahren werden Spitzenquoten erreicht. Vor einem Jahr sahen im schnitt 7,1 Millionen Deutsche zu (und 238.000 Österreicher). "Dieses Format ist eines der Lagerfeuer-Fernsehformate", sagt Bleicher und geht auch 2017 von einem Erfolg aus. "Die Z-Promis - C-Promis ist ja schon sehr optimistisch - sind jährlich ein Ritual, das sich nicht durch gesellschaftliche Entwicklungen verändern wird." Nach dem Krisenjahr 2016 könnte das Format aber vielleicht sogar noch eine ganz andere Funktion erfüllen als die reine Unterhaltung. Bleicher sagt: "Es bietet vielfältige Eskapismus-Funktionen an. Man kann aus dem Alltag in den Dschungel fliehen für eine Stunde oder zwei."
Keine Sendung für Kinder!
Andere Medienpädagogen warnen vor "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Kinder sollten das "Dschungelcamp" nicht schauen, heißt es auf der Homepage von "Flimmo", einem Portal für Medienerziehung aus München. "Der Zuschauer wird zum Voyeur gemacht, Häme und Schadenfreude sind die wesentlichen Bestandteile der Sendung. Wie Menschen hier in gefährlichen, peinlichen und ekligen Situationen bloßgestellt werden, vermittelt ein fragwürdiges Menschenbild." "Flimmo" ist eine Programmberatung für Eltern und bewertet, ob Fernsehsendungen für 3- bis 13-Jährige geeignet sind. Das Fazit von "Flimmo": "Jüngeren Kindern bis etwa Ende des Grundschulalters sollten solche Sendungen am besten erspart bleiben."