Ein halbseidener Ort, ein Etablissement der leichten Freuden und des Tratsches.“ So urteilte Franz Joseph I. seinerzeit über das „Sacher“, in das er nie seinen Fuß setzte. Nun, auch Kaiser können irren.
Aber es stimmt schon: Seit seiner Gründung schrieb das noble Wiener Hotel nicht immer eine seidene Erfolgsgeschichte. Der Gastronom Eduard Sacher, dessen Vater schon 1832 für den Fürsten Metternich die berühmte Sachertorte kreiert hatte, erwarb 1867 ein „möbliertes Haus“, in dem vom luxuriösen Flair anfangs noch wenig zu spüren war.

Frau Eduard Sacher


Erst als Eduards Frau Anna das Kommando übernahm, begann die „klassische“ Epoche des Hotels. Sie führte es mit einem Auftreten, „darin sich Derbheit und Liebenswürdigkeit, Eigensinn und Güte zu ausgesprochen Wienerischer Zwanglosigkeit und Daseinsfreude auslegten“, wie Zeitgenossen befanden.
Ihre resche Gastfreundlichkeit genoss die österreichisch-ungarische Aristokratie bis hinauf zu den Söhnen des Kaiserhauses. Das Ende der Monarchie besiegelte allerdings auch das Aus für Anna Sachers Betrieb. Sie selbst fand sich in der Welt nach dem Umbruch nicht mehr zurecht. 1930 starb sie und hinterließ ein hoch verschuldetes Haus, das vier Jahre danach in den Konkurs schlitterte. Der Anwalt Hans Gürtler mit seiner Gattin Poldi sowie das Hotelierehepaar Josef und Anna Siller erwarben die Traditionsherberge; nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Familie Gürtler nach und nach die Anteile der Sillers.

Gästebuch


Das Gästebuch des „Hotel Sacher“ kann als „Who is Who?“ der Reichen und Mächtigen gelesen werden. Hier finden sich etwa die Unterschriften des Fürsten von Monaco und seiner Gracia Patricia aus dem Jahr 1965, von Indira Gandhi, Königin Elizabeth II. und John F. Kennedy. Auch Künstler wie Herbert von Karajan und Leonard Bernstein gingen im „Sacher“ ein und aus. Prominenter Dauermieter war „Opernführer“ Marcel Prawy. Verewigt wurde das Haus hinter der Staatsoper unter anderem in der TV-Serie „Hallo, Hotel Sacher ... Portier!“ mit Fritz Eckhardt.
Mit dem heute und morgen vom ORF ausgestrahlten Zweiteiler „Das Sacher. In bester Gesellschaft“ rückt Österreichs ehrwürdigstes Hotel, das 2004 um 30 Millionen Euro renoviert und erweitert wurde, nun wieder in den Fokus.