Im Rahmen der Olympischen Spiele strahlt ORF III am Samstag im Zuge eines "zeit.geschichte"-Schwerpunkts Leni Riefenstahls "Olympia" aus. Die historische Einbettung wurde nach Kritik von ORF-Publikumsrätin und Akademie-Rektorin Eva Blimlinger ausgeweitet, zudem wird der Film an zehn prägnanten Stellen unterbrochen und von Experten analysiert und in den zeit- und medienhistorischen Kontext gesetzt.

Filmarchiv-Geschäftsführer Nikolaus Wostry findet es richtig, den nun restaurierten Film im Fernsehen in voller Länge zu zeigen, jedoch problematisch, die Ausstrahlung ausgerechnet in einen sportlichen Kontext zu setzen (Anm.: die Olympischen Sommerspiele 2016 beginnen am Freitag). Für ihn ist das Werk filmhistorisch "eindeutig nationalsozialistischer Propaganda zuzuordnen", die oft genannte filmische Leistungen und Qualitäten des Werks eindeutig überdecke, wie er im Gespräch mit der Austria Presse Agentur sagte.

Ausschnitt aus "Universum History" (Freitag und Samstag)
Ausschnitt aus "Universum History" (Freitag und Samstag) © ORF

Schließlich hätten die Nationalsozialisten eigens eine Schein-Filmfirma gegründet, um die Produktion finanziell auszustatten, um verschleiern zu können, dass die Regierung hinter der Finanzierung steckte. Filme wie "Olympia" überhaupt nicht zu zeigen, hält er aus demokratiepolitischer Sicht nicht für sinnvoll, eine Ausstrahlung müsse jedoch historisch eingebettet werden. Dies geschieht nun nicht nur im Vorfeld, sondern auch während des Films, der hierzu von Kommentaren von u.a. Rudolf Müllner (Institut für Sportwissenschaft), Fritz Hausjell (Institut für Publizistik), Hannes Leidinger (Institut für Geschichte) oder Otto Penz (Institut für Soziologie) unterbrochen wird.

Wie eng das Olympische Komitee (IOC) mit den Nazis zusammenarbeitete, zeigt der ORF am Freitag in ORF 2 (22.40 Uhr) und am Samstag ab 20.15 Uhr auf ORF III im Rahmen der Universum-Dokumentation "Olympia 1936 - der verratene Traum". Darüber hinaus wird die Filmhistorikerin Karin Moser am Freitag auf ORF III im Rahmen von "kultur heute" (19.50 Uhr) gemeinsam mit Blimlinger über die Problematik des Films sprechen.

Die Berlinerin Leni Riefenstahl (1902 - 2003)
Die Berlinerin Leni Riefenstahl (1902 - 2003) © APA

Im Anschluss an die Doku zeigt man ab 21.05 Uhr die Einleitung "Leni Riefenstahl - Propaganda im Nationalsozialismus": Regisseur Robert Dornhelm, Moser und Hausjell sollen darin Hintergründe und Techniken der Entstehung des Films erklären und analysieren "die eingesetzten Propagandamittel, die Bildsprache sowie die Tricks von Riefenstahl, mit der sie atemberaubende Bilder einfangen konnte", wie es in der Ankündigung heißt.

Anschließend an diese laut ORF erstmals kommentierte Originalversion zeigt man die Dokumentation "Hitlers Frauen: Leni Riefenstahl - Die Regisseurin" (1.45 Uhr) von Sebastian Dehnhardt und Friederike Dreykluft, die das Leben und Wirken der umstrittenen Starregisseurin im "Dritten Reich" beleuchtet.