Sie war Experimentalfilmemacherin, Aktivistin, Vorreiterin: Die Britin Sandra Lahire (1950–2001) hat bereits in den 1980er-Jahren auf visionäre Art Themen beackert, die heute drängender denn je sind: der Körper, Atomkraft und Umweltverschmutzung. Sechs ihrer Filme sind nun im Grazer Kunstverein zu sehen – und laden zum immer wieder kommen ein. Über allem steht das Thema Körper und Körperlichkeit, ein hochaktuelles Thema.

Ihre intensivste Auseinandersetzung damit schafft sie mit dem Film "Arrows" (1984), in dem sie die Mechanismen aneinanderreiht, die der Konstruktion des gesellschaftlichen Blickes auf den weiblichen Körper zugrunde liegen. Eine brutal verdichtete Anklage, die von Bildern ihres eigenen, von ihrer Magersucht gezeichneten, Körpers durchbrochen wird. Ein Aufbegehren, wie Tom Engels, seit Oktober künstlerischer Leiter des Grazer Kunstvereins, erklärt: "Sie übernimmt so die Kontrolle über ihr eigenes Bild." Der Körper als Kampfzone, in der von außen übergestülpte Vorgaben und Begehrlichkeiten verhandelt werden.