Bist du dir sicher, dass du das machen willst?“, erinnert sich Bruseum-Leiter und Kurator Roman Grabner an die Frage, die Günter Brus ihm gleich mehrfach gestellt hat. Der Künstler, der im Februar im Alter von 85 Jahren verstorben ist, wusste um die geballte Kraft dieser Zeichnungen, die nun im Bruseum zu sehen sind. Es war eine traumatische Zeit für den gebürtigen Steirer, der Ende der 1960er-Jahre mit einer Handvoll Mitstreitern die Verstaubtheit, Enge und Biedermeierlichkeit von Nachkriegsösterreich als Treibstoff für den Wiener Aktionismus verwertete. Der Gegenwind war dann mehr ein Orkan: mediale Hetzjagd, Gerichtsprozess, Urteil – sechs Monate „strenger Arrest“, die Höchststrafe. Brus flüchtete mit seiner Frau Ana und ihrer gemeinsamen Tochter Diana nach Deutschland. In diesen zweieinhalb Jahren filetiert der brillante Zeichner die aus seiner Sicht institutionellen Moralapostel und ihr Gift: Staat und Religion, Scheinheiligkeit und Prüderie.