Ästhetisch schlüssig und atmosphärisch eindrucksvoll lädt das Privatmuseum zum Saisonauftakt zu einer spannenden Hauptausstellung und zwei Präsentationen mit starkem Kärnten-Bezug. Als 160 Meter lange Röhre hoch über der Drau liegt der Ausstellungsbau in der Landschaft, klar, reduziert und zeichenhaft. Spaziert man durch den Hauptausstellungsraum dieses Tageslicht-Museums setzt sich heuer der geometrische, streng konstruierte Eindruck der Architektur in den gezeigten Kunstwerken fort.

Das „Blind Date“ zwischen den beiden Privatsammlungen der Familien Liaunig und Weishaupt ist eine der schönsten und stimmigsten Ausstellungen der letzten Jahre. Kuratiert wurde sie von den beiden Kunsthistorikerinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger, die einander vor ihrer „Verabredung“ nicht persönlich kannten. Dass das Experiment gelungen ist und sich beide – so wie die Sammlungen der Münchner Familie Maximilian und Agathe Weishaupt und der Kärntner Familie Liaunig – gut verstanden, illustrieren sowohl die Schau als auch das lesenswerte Katalogbuch.

Geometrisch-konstruktive Kunst ist der gemeinsame Nenner der zwei Privatsammlungen, und so ergeben sich beim Rundgang durch die lange Halle zahlreiche Dialoge und Wechselwirkungen. Die Werkauswahl erfolgte „nach thematischen Gesichtspunkten, die zugleich zentrale Fragestellungen abstrakter Kunst darstellen, nämlich Farbe, Form, Licht, Raum sowie Material“, erläutern die Kuratorinnen beim Presserundgang vor der Eröffnung am 28. April.

Von insgesamt 93 gezeigten Künstlerinnen und Künstler sind sechs in beiden Sammlungen vertreten. 45 stammen aus der Sammlung Liaunig, 38 aus der Sammlung Weishaupt, vier zusätzliche Werke ergänzen die Zusammenschau. Spannend ist die Gegenüberstellung von österreichischen Vertretern geometrisch-konstruktiver Kunst (Inge Dick, Helga Philipp, Esther Stocker, Hans Bischoffshausen, Jakob Gasteiger, Roland Goeschl) mit internationalen Vertretern dieser Kunstrichtung (János Megyik, Günther Uecker, Arturo Bonfanti, Tibor Gáyor). Ein Künstler, der in beiden Privatsammlungen vertreten ist, stellte den Kontakt zwischen den kunstaffinen Familien her: der deutsche Bildhauer Robert Schad, dessen Arbeiten 2020 im Skulpturendepot des Museum Liaunig zu sehen waren.

Meina Schellander: Arbeiten im Skulpturendepot
Meina Schellander: Arbeiten im Skulpturendepot © Erlacher

Heuer ist das Skulpturendepot ganz dem Werk der Kärntner Künstlerin Meina Schellander gewidmet. „In einen Kreis ein Quadrat“ benennt treffend die Präsentation in dem pantheonförmigen Ausstellungsraum. Neben Zeichnungen, Installationen und Skulpturen aus Holz, Stahl und Aluminium sind auch Steinfindlinge in Nirosta-Konstruktionen in diesem Gesamtkunstwerk zu sehen.

Skulptur von Otto Eder
Skulptur von Otto Eder © Museum Liaunig

Dem 1982 verstorbenen Kärntner Bildhauer Otto Eder, der heuer hundert Jahre alt geworden wäre, ist die erste Schau im dreieckigen Sonderausstellungsraum gewidmet (ab August folgt hier unter dem Motto „Alte Freunde“ Roman Scheidl). In Kooperation mit dem Salzburger Galeristen Ferdinand Altnöder, dem Nachlassverwalter Eders, ergeben zahlreiche Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken und Ölbilder eine umfassende Retrospektive und Würdigung des oft unterschätzten Wotruba-Schülers, eines der Mitbegründer der Werkstätte Krastal. Der aufschlussreiche Katalog des Museum Liaunig ist eine Empfehlung!

Eine Künstlerplakatsammlung von Peter Baum, dem langjährigen Freund und Kurator der Familie Liaunig, vervollständigt im Grafiktrakt den Ausstellungsreigen, der heuer bereits zum siebenten Mal den Rahmen für die Kammermusikreihe „Sonusiade“ bildet. Dabei wird der junge Kärntner Geiger der Wiener Philharmoniker, Luka Ljubas, ebenso erwartet wie Wolfgang Puschnig oder das Duo Sonoma.