Sechs Kärntner Pionierinnen der Baukultur ist zurzeit eine sehenswerte Ausstellung im Napoleonstadel gewidmet, die heute auch im Rahmen von „apero“ offensteht. Das Architektur Haus Kärnten begab sich dafür gemeinsam mit dem Bauarchiv Kärnten auf Spurensuche - und wurde fündig. Die Recherche für „Frauen bauen – Auf Spurensuche in Kärnten“ reichte von Absolventinnenverzeichnissen über Mitgliedslisten bis zu persönlichen Gesprächen mit Familienmitgliedern. „In Österreich sind von 7300 aktiven Ziviltechnikern und Architektinnen nur 16,4 Prozent weiblich, obwohl 52 Prozent der Studienabschlüsse von Frauen sind“, weist Raffaela Lackner vom Architektur Haus Kärnten auf ein krasses Missverhältnis hin.

In Kärnten war es vor allem die HTL Villach mit ihrer Hochbauausbildung, die für die zukünftigen Architektinnen zum beruflichen Sprungbrett wurde. Frauen dürfen erst seit rund hundert JahrenArchitektur an der Technischen Hochschule studieren, und auch danach tratenArchitektinnen vor allem in Büropartnerschaften in Erscheinung, Preise undPublikationen standen den Männern zu.

Ein Lied davon singen konnte die Architektin und Fotografin Elisabeth Baudisch, einst „die erste Architektin, die als Assistentin an der Akademie der bildenden Künste tätig war“, erläutert Raffaela Lackner beim Rundgang durch die Schau. Die gebürtige Tirolerin hatte ihren Vornamen zum neutralen „Li“ geändert, um bei Ausschreibungen als Frau nicht gleich zu Beginn auszuscheiden. Ab diesem Zeitpunkt gewann sie Wettbewerbe. Das waren Erfahrungen, die so gut wie alle bauenden Frauen machten. Die Statikerin Gertrude Gabler meinte in einem Interview: „Man traute einer Frau einen Beruf in der Bauwirtschaft nicht zu. Ich musste mich mehr anstrengen, mehr machen, aber auf irgendeinem Gebiet hat jeder - auch eine Frau - besondere Stärken, wo man mindestens auf derselben Ebene Leistungen erbringt wie Männer.“ Adele Kriegl, Architektin des Kastner-und-Öhler-Hauses in Klagenfurt ist ebenso ein Porträt gewidmet wie der Stadtplanerin Gerburg Leberl, die die Innenhöfe der Landeshauptstadt öffnete oder der Gartenarchitektin Gerhild Mattuschka undIngrid Schober. Sie alle wurden ins Bauarchiv Kärnten aufgenommen, einem 2016 gegründeten Verein, der Vorlässe und Nachlässe von Kärntner Architektinnen und Architekten sammelt, digitalisiert und öffentlich zugänglich macht. „Wissen zu teilen“ und „Frauen in der Bauwirtschaft sichtbar zu machen“ (Lackner) ist das Ziel, die Ausstellung im Architektur Haus ein weiterer Baustein dazu.