Der Kinosommer mitsamt seiner Freiluftveranstaltungen, Festivals sowie Blockbustern zwischen Affenplaneten und Weltkriegsepen geht langsam zu Ende - und der Herbst steht mit programmierten Hits, einigen Arthauspreziosen und nicht zuletzt vielen, vielen Pre- und Sequels bereit, das Zepter zu übernehmen. Dabei hat nicht zuletzt das österreichische Kino einige große Namen am Start.
Bereits am 1. September ist Lukas Valenta Rinners Zweitling und Diagonale-Gewinner "Die Liebhaberin" über die nackte Erweckung einer Hausangestellten im Kino zu sehen, während Adrian Goiginger mit seinem autobiografischen Debütfilm "Die beste aller Welten" seine eigene Kindheit als Sohne einer drogenkranken Mutter zeigt (8. September). Etwas deftiger geht es in Harald Sicheritz' Nahost-Komödie "Baumschlager" mit Thomas Stipsits zu (22. September). Barbara Albert wird nach der Weltpremiere beim Toronto Filmfest ihren Historienfilm "Licht" über eine blinde Pianistin mit Devid Striesow und Birgit Minichmayr am 2. November in die Kinos bringen, wo Altmeister Michael Haneke mit seinem heurigen Cannes-Beitrag "Happy End" über eine französische Unternehmerfamilie bereits ab 6. Oktober vertreten ist.
Ebenfalls in Cannes hatte die deutsch-österreichische Koproduktion "Teheran Tabu" von Ali Soozandeh über das Privatleben im heutigen Iran ihre Premiere, die am 1. Dezember nun in den regulären Kinostart mündet. Julian Pölsler legt nach "Die Wand" mit "Wir töten Stella" am 29. September seine zweite Verfilmung eines Marlen-Haushofer-Stoffes vor, während Nina Proll auf ihre eigenen schreiberischen Fähigkeiten als Drehbuchautorin setzt und in "Anna Fucking Molnar" (24. November) unter der Regie von Sabine Derflinger eine Schauspielerin am Karrieretiefpunkt spielt. Einen Tiefpunkt der anderen Art hatte einst Eismann Ötzi. In der in Locarno gezeigten Koproduktion "Iceman - Die Legende von Ötzi" stellen Stars wie Jürgen Vogel oder Franco Nero ab 7. Dezember die präsumative Lebensgeschichte und den Tod der späteren Gletschermumie nach.
Österreichische Dokumentarfilme
Und nicht zuletzt meldet sich im Herbst auch die traditionell starke österreichische Dokumentarsparte zu Wort: Thomas Fürhapter nähert sich ab 15. September in "Die dritte Option" der Entscheidung, ein behindertes Kind zu bekommen, Flavio Marchetti hat für "Tiere und andere Menschen" das Wiener Tierschutzhaus besucht (13. Oktober) und Filip Antoni Malinowski führt die Schiene der heimischen Öko-Dokus fort und hat für "Guardians Of The Earth" mit den Entscheidungsträgern bei den Verhandlungen zum Pariser Klimaschutzabkommen gesprochen (17. November).
Auch international stehen einige Eigengewächse in den Startlöchern, die Cineasten das Wasser in die Augen treiben. Dazu zählt wohl der neue Film von Regiekünstler Darren Aronofsky, der sich nach seinem Bibelactionmovie "Noah" mit "Mother!" wieder dem avancierteren, Psychohorror a la "Black Swan" zuwendet und dafür Stars wie Jennifer Lawrence und Javier Bardem vor die Kamera holt (14. September). Auch Steven Soderbergh ("Ocean's 13") hat mit "Logan Lucky" eine neuerliche Raubzugskiste im Talon, deren humorige Story Stars Daniel Craig, Channing Tatum und Adam Driver verkörpern (15. September). Ernster unterwegs ist der heurige Berlinale-Gewinner aus Ungarn, "Körper und Seele" von Ildiko Enyedi, der ab 22. September die Liebesgeschichte zweier ungewöhnlicher Protagonisten zeigt.
Emma Stone als Billie Jean King
Dem Geschlechterkampf widmet sich hingegen "Battle of the Sexes", der nach der Premiere beim Toronto International Filmfest am 17. November in die Kinos kommt und Emma Stone als die Tennisspielerin und Frauenrechtlerin Billie Jean King zeigt, die 1973 von dem Wimbledon-Champion Bobby Riggs (Steve Carell) herausgefordert wurde. Zuvor, am 10. November, bringt George Clooney mit "Suburbicon" seine bereits sechste Regiearbeit in die Kinos, für die er diesesmal ganz Kollegen wie Matt Damon und Julianne Moore den Platz vor der Kamera überlässt, um die Vorstadtsatire aus den 1950ern zu spielen.
Im Animationsbereich enthüllt DreamWorks mit der Comicverfilmung "Captain Underpants" (13. Oktober) einen Helden in Unterhosen, während Blue Sky ("Ice Age") ab 22. Dezember mit der Verfilmung des Kinderklassikers "Ferdinand, der Stier" nachlegt. Testosteronschwanger geht es hingegen mit Ben Affleck ab 17. November zu, wenn "Justice League" den Auftakt einer Serie über die Superhelden der DC Comics darstellen soll, vereint das Weltretterteam hier doch so klingende Namen wie Batman, Superman, Wonder Woman oder Aquaman.
Ansonsten dominieren auch den Kinoherbst 2017 wieder zwei Begriffe - einer davon "Remakes". Literaturverfilmer Kenneth Branagh hat sich Agatha Christies "Mord im Orientexpress" erneut vorgenommen und mit Stars wie Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Penelope Cruz oder Judi Dench wie schon bei der Verfilmung 1974 ein gigantisches Cast versammelt (10. November). Der Star in "Es" von Andres Muschietti ist hingegen wie schon bei der Stephen-King-Verfilmung 1990 der diabolische Clown Pennywise (29. September).
Programmierte Kassenschlager
Das zweite Motto lautet heuer erneut "Never change a winning team" - sprich Fortsetzungen. Darunter finden sich programmierte Kassenschlager wie Episode VIII aus dem Star-Wars-Universum mit dem Folgentitel "The Last Jedi" (14. Dezember), und auch der dystopische Sci-Fi-Klassiker der 1980er, "Blade Runner", erlebt ein Sequel - mit Jared Leto, Ryan Gosling und dem Originalstar Harrison Ford unter dem Titel "Blade Runner 2049", für den der frankokanadische Regieaufsteiger Denis Villeneuve ("Arrival") verantwortlich zeichnet (6. Oktober).
Auch der seit den 1990ern eigentlich vergessene Nahtodhit "Flatliners" erlebt unter gleichem Namen ein Sequel mit dem damaligen Hauptdarsteller Kiefer Sutherland und Neueinsteigerin Ellen Page (24. November), während der deutsche Komödienhit "Fack ju Göhte" mit Elyas M'Barek am 26. Oktober schon in Runde 3 geht, was auch für Chris Hemworth ab 3. November als Solist der Reihe "Thor" gilt, diesmal mit Untertitel "Ragnarok". In die dritte Runde zieht es auch die animierten "Cars" (28. September).
Erst Auflage 2 erleben die "Bad Moms" mit Mila Kunis und Kristen Bell (9. November), während es in "Daddy's Home 2" mit Mel Gibson und Mark Wahlberg zum zweiten Mal maskuliner zugeht (7. Dezember). Wem die Robin-Williams-Variante des Spieleabenteuer "Jumanji" nicht gefallen hat, der kann ab 22. Dezember Dwayne "The Rock" Johnson in der Video- statt Brettspieladaption der Vorlage unter dem Namen "Jumanji: Welcome to the Jungle" zusehen, während Luc Jacquet beweist, dass selbst Dokumentationen vor Fortsetzungen nicht gefeit sind - mit "Die Reise der Pinguine 2" (1. November).
Aber einer schlägt, oder besser sägt sie alle: Der brutale Killer Jigsaw kehrt am 27. Oktober für Fans des härteren Horrors zurück. Er hat mit "Jigsaw" bereits seinen achten Auftritt in der "Saw"-Reihe.