Der Vatikan begründete die technische Revolution damit, dass die im vorderen Teil der Basilika installierte Pfeifenorgel für den Gesamtraum nicht ausreichte. Bei dem neuen Instrument handelt es sich um eine für den Vatikan modifizierte dreimanualige Allen GeniSys-Orgel. Der Chef des jüdischen Familienunternehmens aus Pennsylvania, Steven Markowitz, reiste nach Firmenangaben Anfang Dezember eigens nach Rom, um den Aufbau der Orgel zu leiten und den Papst-Organisten Juan Paradell-Sole einzuweisen.

Der Leiter des päpstlichen Chors der Cappella Sistina, Massimo Palombella, verwies auf die veränderten liturgischen Anforderungen im Petersdom, der als größter Kirchenraum weltweit gilt. Erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) werde auch das Langhaus für Papstgottesdienste benutzt. Seitdem sei eine "kontinuierliche Suche nach Lösungen" für die Orgelbegleitung im Gang. Die bisher übliche elektronische Verstärkung der Pfeifenorgel erwies sich laut Palombella unter anderem wegen gekappter Frequenzen und Hintergrundgeräuschen als nicht optimal.

Das digitale Instrument soll leicht auf den Petersplatz oder an andere Orte im Vatikan verlegbar sein. Palombella erwartet künftig auch bessere Ergebnisse bei Gottesdienstübertragungen in Rundfunk und Fernsehen. Einen Widerstreit zwischen Tradition und Technologie sah der Chorleiter laut dem Portal "Vatican News" nicht: Die Cappella Sistina habe eine "kulturelle Pflicht, die Tradition leben zu lassen". Neue Anforderungen verlangten neue Lösungen, so Palombella. Die alte Orgel bleibe bei liturgischen Veranstaltungen im vorderen Teil von St. Peter weiter im Einsatz, wo sie den "königlichen Klang der Pfeifen" ohne elektronische Verstärkung entfalten könne.