Nichtstun liegt ihr nicht. Schon während der Schulzeit kellnerte Cornelia Trantura in Grazer Hotels und startete ihre berufliche Laufbahn 2013 als Rezeptionistin. Seit Juni ist sie nun Hoteldirektorin im Lendhotel – mit 23 Jahren. Hier erzählt sie ihre Erfolgsgeschichte.

Ich wollte nicht nichts tun nach der Matura. Deshalb habe ich ein Bank-Praktikum gemacht und mich als Rezeptionistin beworben. Ich habe noch nicht genau gewusst, was ich will, und als Rezeptionistin, habe ich gedacht, ist es ein bisserl entspannter als im Service.

Sie bewarb sich auch im Augartenhotel von Helmut Marko. Zuerst kam die Absage, letztlich aber doch noch eine Zusage. Es ist eine zweite Stelle frei geworden und ich hatten diesen moralischen Konflikt: Sie haben Nein zu dir gesagt! Mein damaliger Lebenspartner hat gesagt, das sei eine Frage des Stolzes: Nimm den Job nicht! Aber ich war 19, konnte noch keine Forderungen stellen wie jemand, der schon zehn Jahre gearbeitet hat. Also hab ich im Hotel zugesagt – und zwei Tage später ein Angebot von einer Bank mit einem fixen Kundenstamm bekommen. Stammkundenbetreuer kannst du immer noch machen, habe ich gedacht. Meine Gastroausbildung wäre in drei Jahren nichts mehr wert gewesen, also bin ich auf den Zug aufgesprungen. Innerlich habe ich gewusst: Du musst jetzt beweisen, dass du gut bist.

Das Lernen fällt ihr leicht – schon immer. Während der Schulzeit machte sie den Lehrabschluss als Hotel- und Gastgewerbeassistent, die Ausbildung zur Jungsommelière, alle klassischen Computerzertifikate von ECDL bis Web Editor, nur der Catering-Manager an der Wifi fehlte noch in ihrer Liste.

Regelmäßig bin ich deshalb bei der Direktorin aufgetaucht. Eineinhalb Jahre lang, weil ich unbedingt diese Prüfung machen wollte. Schließlich hat sie doch eingewilligt und das war dann auch meine Maturaarbeit, eine 80-Seiten-Mappe mit Umsetzung. Für mehr Arbeit war ich immer offen – ich lerne leicht, bin ein kleiner Workaholic und packe gern an.

Diese Einstellung half der damals 19-Jährigen bei der Bewerbung im Augartenhotel. Auf eine der typischen Fangfragen, „Was macht man, wenn jemand um elf Uhr am Abend ein Steak haben will?“, habe ich gesagt: den Schlüssel vom Restaurant nehmen, ein Steak holen und braten. Ich weiß, wo das Fleisch ist und wo die Pfanne steht, also werde ich den Gast glücklich machen. Später hatten wir einmal eine ähnliche Situation. Ein Star-DJ wollte um zehn Uhr sonntags eine gedämpfte Hühnerbrust mit Reis – in 20 Minuten. Ich hätte nicht einmal Zeit gehabt, sie zu kaufen. Also habe ich einen Bekannten bei einer Zustellkette angerufen und eine Sonderbestellung aufgegeben. Das sind die kleinen Herausforderungen, die den Job auch so spannend machen.

Nach und nach bekam Cornelia Trantura mehr Verantwortung übertragen – Front Office Management, ein kleines Team. Vier Jahre habe ich zufrieden vor mich hin gearbeitet. Aber ich bin ein Mensch, der nicht stehen bleiben mag. Wenn ich das Gefühl habe, ich stehe im Leben, dann will ich etwas Neues lernen. Ich habe mir Urlaub genommen und bin mit meinem Bruder durch Europa gefahren, um nachzudenken, was ich vom Leben will. Und dann – mitten in Paris in der U-Bahn – habe ich einen Anruf bekommen: „Grüß Gott, Herr Doktor“, (Anm.: Eigentümmer Helmut Marko), habe ich gesagt. Und er: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.“ Die schlechte war, dass ich nicht mehr im Augartenhotel arbeite. Die gute, dass ich Direktorin im Lendhotel werde. Ich war total perplex. 

Zwei Wochen später trat sie ihre neue Stelle an. Keine Zeit, sich ausgiebig Gedanken darüber zu machen, ob sie die neue Aufgabe auch stemmen würde. Man darf sich nie zu sicher sein, dass es klappt. Natürlich kann immer etwas schiefgehen, aber ich habe gedacht: Es gibt keine Challenge, die du nicht überlebst. Es gibt Rückschläge, aber die hat doch jeder im Leben. Im Augartenhotel ist einmal der Strom ausgefallen – mein Papa hat mich da durchgelotst. Ich setze voll auf den Rückhalt meiner Freunde und Familie. Was du allein nicht schaffst, das schaffst du mit anderen. Das gibt den nötigen Halt. An dem kann man sich in Momenten eines Tiefs festhalten.

Als Hoteldirektorin trägt sie jetzt die komplette Verantwortung – vom Personal bis zum Budget. Man muss ein Allrounder sein, sich zu helfen wissen und willig sein, zu arbeiten. Ich wachse gerade ein bisserl über meine Grenzen hinaus und sehe das alles als große Chance – man kann so viel lernen.

Dann gehe ich bei einem Engpass selbst Teller waschen oder mache zehn Kaffee, damit die Mitarbeiter ihre Pause haben. Da habe ich kein Problem damit. Mein Chef sagt immer: Man muss alles können. Ich mache alles. Aber das ist auch ein schwieriger Punkt, weil die Hierarchie flach ist. Ein schmaler Grat.

Zum Ausgleich macht Cornelia Trantura Sport. Mein Tag war erfolgreich, wenn ich etwas geschafft habe, etwas für mich getan und einen sozialen Kontakt gehabt habe. Ich muss alle drei Punkte erfüllen, auch wenn ich statt eines Treffens ein längeres Telefonat führe. Aber dann ist es
für mich ein schöner Tag. Es kommt viel positives Feedback zurck – das ist wichtig, wenn man jung ist. Wenn ich einen harten Tag gehabt habe, kompensiere ich das mit Sport. Fünf bis sechs Mal pro Woche gehe ich laufen – auch um zehn am Abend noch, da powere ich mich dann ein wenig aus. Ich bin zuletzt den Halbmarathon gelaufen.