Es ist 75 Jahre her. 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, befand sich auch Europa im Ausnahmezustand – und ein 16-jähriges Mädchen aus der Ukraine namens Maria Trofimovna Sosnovska musste als Zwangsarbeiterin nach St. Veit kommen.

Nun wandte sich die heute 91-Jährige in einer YouTube-Videobotschaft an die Bevölkerung der Herzogstadt. „Liebe Bewohner der Stadt St. Veit, ich heiße Maria Trofimovna Sosnovska. Im Jahr 1942 war ich als Zwangsarbeiterin in Ihrer Stadt. Ich danke allen Bewohnern der Stadt, die mir und anderen Zwangsarbeitern geholfen haben. Es ging mir sehr schlecht und ich kam in die Kirche zur Behandlung.“ Dieses Video entstand gemeinsam mit der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung & Zukunft“ mit Sitz in Berlin. Die Stiftung unterstütz Initiativen, die die Hilfsbereitschaft für Opfer von Zwangsarbeit und anderem NS-Unrecht lokal und international stärken.

Weiter sagt die Ukrainerin: „Dank an alle, für Kleidung, für Schuhen, für mich und die anderen, die in der Stadt waren. Niemand hat uns beleidigt. Alle, die zur Zwangsarbeit dort waren, sind aus Ihrer Stadt nach Hause zurückgekehrt. Vielen Dank!“

Als die Videobotschaft St. Veit erreichte, wollte Bürgermeister Gerhard Mock der Frau ein Geschenk zukommen lassen. „Bei der Frage nach ihren Wünschen hat sie uns verraten, dass es ihr Herzenswunsch wäre, noch einmal St. Veit zu besuchen.“ Einerseits, um die Orte von damals zu sehen, andererseits hofft sie, auf Zeitzeugen zu treffen. „Nach Kontakten mit der österreichischen Botschaft in Kiew war bald alles unter Dach und Fach, Frau Sosnovska wird von 11. bis 15. Dezember St. Veit einen Besuch abstatten“, so der Bürgermeister. Die Kosten für die Reise wurde von einer nichtstaatlichen Organisation aus der Ukraine übernommen, die Stadt St. Veit sorgt vor Ort für die Übernachtung und die Begleitung der ehemaligen Zwangsarbeiterin.

Besonders freuen würde sich die 91-Jährige auch darauf, etwaige noch lebende Zeitzeugen von damals zu treffen. Sie war von 1942 bis 1944 in St. Veit und hat in der Parkgasse gewohnt, lebte bei Maria Mörthenhuber, die keine Kinder hatte, aktiv im Chor sang und gemeinsam mit ihrem beeinträchtigten Bruder Limonade im Haus herstellte. Zwischen 1944 und 1945 hat Sosnovska in der damaligen Textilfabrik in Friesach gearbeitet.