Das Damoklesschwert der Bergbahn-Abschreibungen, die sich Jahr für Jahr negativ auf Bilanzen und Eigenkapital auswirken, muss der Tourismusverband Osttirol (TVBO) auf irgend eine Art und Weise loswerden. Aus diesem Ziel macht Werner Frömel, Aufsichtsratsvorsitzender des Verbandes, der Haupteigentümer der Lienzer Bergbahnen ist, kein Hehl. Wege, dem zu entkommen, werden gesucht. Das Thema Hochstein ist entsprechend virulent. Am Montagnachmittag beschloss der Aufsichtsrat des Tourismusverbandes: Ein Wirtschaftstreuhänder wird beauftragt, ein strategisches Gutachten zu erstellen, das veranschaulicht, was die von Thomas Diemling, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Lienzer Bergbahnen, präsentierten Hochstein-Szenarien für den Verband bedeuten. "Und im Mittelpunkt dieser Expertise muss die Bilanz-Situation des TVBO stehen", sagt Frömel.
Detaillierte Angaben über diese Szenarien werden der Öffentlichkeit aber nicht genannt. Da beruft man sich auf die Verschwiegenheitspflicht. Zwei Szenarien sind aber klar. Das Thema Abspaltung des Hochsteins sprich Umgründung der Bergbahnen von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH und dann die Trennung in Hochstein und Zettersfeld-Gesellschaften sowie die Totalsperre des Hochsteins. Letzteres wäre ein Todesstoß für den Tourismusverband, weil dieser mit einem Schlag mehr als sechs Millionen Euro Anlagevermögen in den Wind schreiben müsste.
Und Frömel macht kein Geheimnis daraus: "Ich bin für eine Abspaltung des Hochstein, wenn das Gutachten der Wirtschaftsprüfers das gutheißt". Verbandsobmann Franz Theurl ergänzt: "Eine Aktiengesellschaft ist längst nicht mehr tauglich für so ein Unternehmen, wie es die Lienzer Bergbahnen sind. Und eine GmbH ist offen für Beteiligungen, wie etwa von der Osttirol-Investment GmbH (OIG)." Auch ein Pepi Kreuzer könnte dann einsteigen. Problematisch wäre bei einer derartigen Umwandlung aber die Rechtsnachfolge.
Frömel führt weiter aus: "Kommt im Gutachten beispielsweise auch klar heraus, dass die Hochstein-Sektionen 2 und 3 unrentabel sind, dann müssen wir entsprechend entscheiden".
Beschlossen wurde in der Sitzung des TVBO-Aufsichtsrates auch ein Konzept Hochstein. Khol und Partner soll dieses unter Einbindung der Stadtgemeinde Lienz erstellen. Theurl: "Wir brauchen ein gebündeltes Werk über die Potenziale dieses Berges". Expertise und Konzept sollen Grundlagen für Entscheidungen über die Zukunft der Lienzer Bergbahnen und des Hochsteins sein, die letztlich in der Generalversammlung der Liftgesellschaft Ende März.
Die Bergbahnen und der Hochstein sind heute nachmittag auch heiße Causa der Politik. Der Stadtrat unter Vorsitz von Bürgermeisterin Elisabeth Blanik (SPÖ) befasst sich mit der Causa. Dazu sagt Theurl: "Auch die Politik soll wirtschaftliche Überlegungen in den Vordergrund stellen".