Experten schlagen Alarm: In ganz Österreich ist die Feinstaubbelastung seit Jahresbeginn extrem hoch. Am höchsten war sie am Mittwoch mit 103 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in Klagenfurt, berichtet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Dort wurde der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm um das Doppelte überschritten. Ursache dafür sei aber nur zum Teil Verkehr und Hausbrand aus der Landeshauptstadt selbst, sagt Umweltreferent Rolf Holub (Die Grünen). Hauptverursacher sei die Inversionswetterlage, die feinstaubbelastete Luft aus Osteuropa nach Kärnten transportiere: "Meteorologen haben uns versichert, dass dieses Wetter nur noch ein paar Tage andauert. Dann sollten auch die Werte wieder besser werden."

Die meisten Tage mit zu hoher Belastung weist derzeit die Stadt Graz auf. Dort hat das Land Steiermark bereits am Montag auf die Situation reagiert und ein Betriebsverbot für Zweitheizungen erlassen. Da die Maßnahme bereits Wirkung zeigte, konnte das Verbot jetzt wieder aufgehoben werden.

"Die Feinstaubbelastung im Großraum Graz ist so weit gesunken, dass das Verbot zum Betrieb von händisch beschickten Festbrennstoff-Zweitheizungen mit sofortiger Wirkung aufgehoben wird", teilte aus dem zuständigen Referat für Luftreinhaltung des Landes mit. Dennoch wurde aufgerufen, freiwillig weiterhin darauf zu verzichten, mit Holz oder Kohle befeuerte Zweitöfen einzuheizen, und Autofahrten möglichst zu vermeiden. Die nächste Aktualisierung der Luftgütebeurteilung erfolgt dort am Freitag.

Ausstieg aus fossiler Energie gefordert

Von so einer Maßnahme hält Holub wenig. "Damit verbietet man den Menschen ausgerechnet in der kältesten Zeit des Jahres das Heizen", sagt er. Um die Situation langfristig zu verbessern, sei aber geplant, Menschen mit alten Heizkessel zu helfen, auf eine umweltfreundlichere Heizmethode umzusteigen: "Gerade die Menschen, die wenig Geld haben, nutzen alte Heizkessel. Wir wollen ihnen mit einem Austausch, einem filtereinbau oder einem Anschluss ans Fernwärmenetz helfen."

Vorläufig ruft er die Bevölkerung dazu auf, das Auto wenn möglich stehenzulassen: „Jeder kann mit kleinem Aufwand einen wichtigen Beitrag im Sinne unserer Gesundheit leisten. Der Verzicht auf eine nicht unbedingt erforderliche Autofahrt oder der Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr senkt die Feinstaubbelastung spürbar.“

Hauptverursacher von Feinstaub seien Industrie, Heizen und der Verkehr, heißt es in der Aussendung des VCÖ. Der Kfz-Verkehr verschmutze durch seine Abgase, durch Reifen- und Bremsabrieb sowie durch Aufwirbelung die Luft. Das Verbrennen fossiler Energieträger, wie Heizöl und Kohle beim Heizen sowie Diesel und Benzin im Verkehr, verschmutzt die Luft mit Schadstoffen. "Je früher der mit dem Klimaabkommen von Paris beschlossene Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingt, umso besser für die Luftqualität", sagt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Der VCÖ fordert daher den verstärkten Ausbau umweltfreundlicher Mobilitätsangebote, vor allem in Ballungsräumen.