Robbie Williams ist einer jener Künstler, die ihre Berühmtheit einfach nicht ernst nehmen. Der 43-jährige Brite, der einst mit der Boyband Take That Erfolge feierte und diese im Anschluss als Solo-Künstler in den Schatten stellte, lebt mit seiner Familie bewusst in den USA, wo er nicht berühmt ist und sein Leben fernab von Paparazzi führen kann. Der Hype, den er in Europa seit seinem ersten Solo-Album "Life Thru a Lens" im Jahr 1997 ausgelöst hat, scheint ihm nach wie vor suspekt zu sein. Und genau deshalb macht er ihn zum Thema: "The Heavy Entertainment Show" zielt darauf ab, das zu sein, wofür Robbie Williams gehalten wird: einen Entertainer. Das aktuelle Album inszeniert den Sänger als Boxer, der gegen sich selbst antritt. Angesichts seiner Geschichte, die von Erfolg, Drogen und Abstürzen gekennzeichnet war, eine höchst treffende wie selbstironische Zuschreibung. Robbie Williams kämpft gegen sich selbst, gegen sein Image, aber er hat Spaß dabei.

Und so eröffnete Williams seine Wiener Show auch mit dem Titelsong seines aktuellen Albums - nach einer bissigen Hymne auf sich selbst - und zog es in weiterer Folge vor, seinen eigenen Mythos abzuklappern, statt den Fans aktuelle Musik zu präsentieren. Und Mythos gibt es genug: Nach dem unvermeidlichen, im Happel-Stadion ziemlich breiigen "The Heavy Entertainment Show" gibt Robbie Williams den 60.000 Fans gleich zu Beginn, was sie wollen. Nämlich "Let Me Entertain You" aus dem Jahr 1997. Was folgt, ist ein Hit-Feuerwerk von "Monsoon" (2002) über "Millennium" (1998) bis hin zu "Feel". Bei dem ursprünglich mit Nicole Kidman aufgenommenen Duett "Somethin' Stupid" bittet Williams unter dem Geschrei der Fans seine Ehefrau Ayda Fields auf die Bühne: "Normalerweise kommt an dieser Stelle ein Fan hier herauf", so Williams, "aber diesmal haben wir einen ganz speziellen Gast." Fields, Mutter von Williams beiden Kindern, singt zwar nicht wirklich, die Showeinlage ist jedoch gelungen.

Auch seinen Vater holt Williams auf die Bühne und singt mit ihm gemeinsam "Sweet Caroline" von Neil Diamond. Apropos Generationen: "Wer ist über 40?", fragt Williams in die Runde, zahlreiche Hände sind zu sehen. "Wer ist über 30?", fragt er. Aber die meisten Hände gehen bei der "Wer ist unter 30"-Frage hoch. Und so fühlt sich Williams bemüßigt, diesem (überwiegenden) Teil des Publikums ein bisschen Geschichtsunterricht zu geben, ein paar Take That-Songs anzustimmen und schließlich zu George Michael überzuführen, der sein Idol war. Spätestens ab dessen "Freedom" gibt es im Publikum kein Halten mehr. Das Klappern der Sitze, von denen jene über 30 aufspringen, bildet den Rhythmus für den Fortgang der Show.

Und diese weiß Williams zu bedienen. In einem Cover-Medley heizt er das Publikum mit Bon Jovis "Livin' on a Prayer" auf, legt mit Amy Winehouse ("Rehab") nach und landet schließlich auch bei Falco ("Amadeus"). Das Publikum ist auf Williams' Seite und lacht herzhaft, als er eine Anekdote aus dem Familienleben erzählt: "Meine Tochter saß vor dem Fernseher, während ein Interview mit mir lief. Dann fragte sie: 'Mama, dürfen wir nach Papas Interview das schauen, was wir wollen?"

Williams weiß zu unterhalten. Er singt mit seinem Vater, schmettert gemeinsam mit dem Publikum den Hit "Angels" und gibt als Zugabe ein A-Capella-Medley seiner besten Songs, bevor er mit Sinatras "My Way", das er auf dem Album "Swing When You're Winning" gecovert hatte, ausklingen lässt. Eine schwere Unterhaltungsshow, die leicht von der Hand geht. Publikum und Künstler schienen nach nur 100 Minuten zufrieden. "Bestellt mir ein Wiener Schnitzel", rief Williams immer wieder. Da verzieh im das Publikum auch, dass er mit einem knappen "Germany!" einmal ins Fettnäpfchen griff. Aber auch das ist Entertainment. Heavy Entertainment.