Auf Österreichs Straßen werden noch in diesem Jahr selbstfahrende Autos getestet. Verkehrsminister Gerald Klug will das automatisierte Fahren nun schnell realisieren. Im Mai wird zu dem Thema ein Aktionsplan präsentiert, im Sommer soll dazu eine Novelle des Kraftfahrgesetzes (KFG) in Kraft treten, wie Klug bei einem Pressegespräch in Amsterdam bekannt gab.
Wo und mit welchen Autos die neue Technologie getestet wird, darauf wollte sich Klug am Donnerstag im Vorfeld des informellen Verkehrsministerrates in den Niederlanden noch nicht festlegen. Es werde allerdings an einem "interessanten Mix" gearbeitet, das heißt sowohl flache Gebiete als auch kurviges Hügelland, "um das Optimale herausholen zu können", erklärte der Minister. Klug hat sich in Amsterdam mit seinen Amtskollegen "intensiv" ausgetauscht. "Ich bin neugierig, wie sich die Entwicklung und die Einschätzung in anderen EU-Staaten entwickelt hat", sagte Klug, der dort erstmals selbst ein selbstfahrendes Auto testen wird.
Gesetzes-Novelle im Sommer
Basis für den Startschuss zum automatisierten Fahren soll die KFG-Novelle im Sommer bilden. Aufgrund der geltenden Lenkerpflichten, etwa dass das Lenkrad während des Fahrens mit mindestens einer Hand festgehalten werden muss, dürfen bestimmte Assistenzsysteme bzw. automatisierte Fahrsysteme derzeit nicht genutzt werden. Welche Fahraufgaben unter welchen Bedingungen zu der Innovation übertragen werden dürfen, wird durch eine entsprechende Verordnung genau geregelt. "Verkehrssicherheit hat für mich oberste Priorität", sagte Klug. Deshalb werde es keine Tests geben, wo ein Fahrer nicht jederzeit in der Lage ist, sofort korrigierend auf das Lenkrad einzugreifen.
Derzeit gebe es bereits 140 Stakeholder - etwa der ÖAMTC oder der steirische Automobilcluster -, die großes Interesse an der Innovation haben, meinte Klug. Der Verkehrsminister sieht drei Anwendungsbereiche für selbstfahrende Fahrzeuge: das Privatauto, automatisierte Kleinbusse, um den öffentlichen Verkehr vor allem vom ländlichen Bereich ins Ballungszentrum weiter auszubauen, sowie der Gütertransport.
Die wirtschaftliche Dimension sei nicht wegzudenken, betonte der Verkehrsminister. In Österreich gibt es 700 Autozulieferer mit 150.000 Beschäftigen, die einen jährlichen Umsatz von 23 Milliarden Euro haben. "Es wäre fahrlässig, da nicht aufzuspringen. Das ist eine unheimliche Chance für die heimische Industrie", meinte Klug. Auch wenn die Technologie noch "Zukunftsmusik" sei, biete sie "mehr Komfort, mehr Sicherheit, mehr Planbarkeit".
"Pieps-Einparkhilfe" heute Standard
Klug hat Verständnis dafür, dass die Österreicher der neuen Technik laut letzten Umfragen eher skeptisch gegenüber stehen. Aber auch die ersten "piepsenden" Einparkhilfen hätten früher für Verwunderung gesorgt, doch heute seien diese Standardtechnologie, meinte der Minister. Auch andere Errungenschaften wie der Tempomat, der Spurhalteassistent, der Abstandassistent oder die Fußgängererkennung seien weitere Schritte in Richtung autonomes Fahren. "Wir werden das forcieren", sagte der Verkehrsminister. "Ich will, dass Österreich da die Nasenspitze vorne hat."
"Bei der Technologie und der Zuliefererindustrie spielen wir ganz weit vorne mit", meinte auch Martin Russ, Geschäftsführer der Verkehrsministeriumstochter Austria Tech. "Die Teststrecke soll dazu da sein, zu lernen."
Wann die selbstfahrenden Autos den österreichischen Straßenverkehr dauerhaft prägen werden, ist unklar. "Ich habe einen gewissen Respekt, eine Jahreszahl zu nennen", meinte Klug. "Aber ich nehme an, dass wir das noch erleben werden."