Mit der Veröffentlichung der umfangreichen Daten über Inhaber von Briefkastenfirmen geraten mehrere amtierende Staats- und Regierungschefs unter Druck. Unter den Betroffenen sind laut "SZ" der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, sein argentinischer Kollege Mauricio Macri, die Regierungschefs von Island und Pakistan sowie König Salman von Saudi-Arabien. Auch Verwandte amtierender Staatschefs tauchen auf der Liste auf, so im Falle des chinesischen Präsidenten Xi Jinping oder des britischen Premierministers David Cameron. Enge Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin leiteten den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren unter konspirativen Umständen offenbar mehr als zwei Milliarden Dollar (1,75 Milliarden Euro) durch Briefkastenfirmen aus Russland heraus.

Poroschenkos Briefkastenfirma wurde laut "SZ" im Jahr 2014 gegründet, nur zwei Monate nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Ukraine. Auch der isländische Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson soll bis Ende 2009 zusammen mit seiner heutigen Ehefrau eine Briefkastenfirma besessen haben, in der unter anderem Anleihen wichtiger isländischer Banken deponiert waren. Gunnlaugsson sagte am Sonntag, er habe "nichts versteckt". Die Opposition will ihm diese Woche im Parlament die Vertrauensfrage stellen.

Auch international sanktionierte Geschäftsleute wie ein Cousin des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad haben den Unterlagen zufolge Offshorefirmen genutzt. Neben den Namen von Politikern und ihrem Umfeld tauchen in der Liste auch Milliardäre, Sportler, Schauspieler, Waffenhändler, Spione und Betrüger auf.

Auch die Namen des gesperrten UEFA-Präsidenten Michel Platini und des Mitglieds der Ethik-Kommission des Weltfußballverbandes FIFA, Juan Pedro Damiani, tauchen in Zusammenhang mit der Liste auf. Neue Vorwürfe gibt es durch das Datenleck laut "Süddeutscher Zeitung" beispielsweise auch gegen den argentinischen Fußballstar Lionel Messi.

Deals auch über österreichische Banken

Die Informationen über die Offshoregeschäfte wurden der "Süddeutschen Zeitung" von einer anonymen Quelle zugespielt. Der Zeitung zufolge handelt es sich um 2,6 Terabyte an Daten, das sind 11,5 Millionen Dokumente zu insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen. Es sei das größte Datenleck, das es bisher gab. Die Daten umfassen einen Zeitraum von 40 Jahren. Insgesamt hätten in den vergangenen zwölf Monaten rund 400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern recherchiert, aus Österreich waren der ORF und der "Falter" dabei.

Laut ORF und Falter wurden Deals auch über die Raiffeisenbank International (RBI) und die Hypo Vorarlberg abgewickelt. Im Zusammenhang mit der RBI wurden den Medien zufolge in den Daten mehr als ein Dutzend Offshoregesellschaften gefunden. Etwa soll Raiffeisen dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko bei Geschäften zwischen Briefkastengesellschaften in der Karibik und Unternehmen von Poroschenko geholfen haben. Die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank (Hypo Vorarlberg) taucht bei 20 Offshore-Gesellschaften auf. Beide Banken haben bereits betont, sich an die Gesetze gehalten zu haben.

"Das wird weltweit Ermittlungen auslösen", sagte der deutsche Steuerfahndungsexperte Frank Wehrheim den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Auch in Deutschland würden die Enthüllungen sehr aufmerksam beobachtet. "Da starren jetzt alle Steuerfahnder der Republik drauf. Hier geht es nicht nur um Steuerhinterziehung, sondern auch um Geldwäsche und andere Delikte", so der ehemalige Fahnder.