Russland will seine Werbetour für einen höheren Ölpreis in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman fortsetzen. Außenminister Sergej Lawrow werde im Februar in die beiden Länder in der Region um den Persischen Golf reisen, um dort über den Ölpreisverfall sprechen, sagte seine Sprecherin am Freitag.

Die Regierung in Moskau dämpfte jedoch zugleich Hoffnungen, sie werde ihre Ölförderung drosseln, um den niedrigen Preis wieder in die Höhe zu treiben. Die Branche befinde sich zu einem erheblichen Teil nicht unter der direkten Kontrolle des Staates, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch. "Wenn die Preise lange niedrig bleiben, wird es unausweichlich zu einer Korrektur bei den Investitionen kommen, was zu einer geringeren Förderung führen wird. Aber das ist kein bewusster Akt der Regierung."

Ölpreis leicht gestiegen

Der Ölpreis hatte in den vergangenen Tagen zugelegt. Ausgelöst wurde das von russischen Angaben, wonach Saudi-Arabien eine Drosselung der Förderung vorgeschlagen habe. Öl der Nordsee-Sorte Brent war zeitweise so teuer wie seit drei Wochen nicht mehr. Energieminister Alexander Nowak äußerte sich nun in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg zurückhaltend zu den Erfolgsaussichten von Verhandlungen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mit anderen Produzenten wie Russland über gemeinsame Förderkürzungen. "Wir sind bereit zu Beratungen darüber, aber das ist noch keine Entscheidung", sagte er.

OPEC-Vertreter sagten, es gebe bis jetzt kein Datum für ein Treffen von Mitgliedern des Kartells und anderen Ölproduzenten. Ein OPEC-Delegierter nannte als möglichen Termin Februar oder Anfang März. Ein zweiter erklärte, es gehe um Gespräche auf Expertenebene. Analysten erwarten jedoch keine größeren Förderkürzungen. Im Kampf um Marktanteile haben die größten Ölförderstaaten bisher bewusst auf eine Drosselung der Produktion verzichtet und stattdessen den Markt geflutet - auch, um Konkurrenten wie die USA aus dem Markt zu drängen. Dort boomt die Produktion dank der umstrittenen Fracking-Technik, mit der Öl und Gas aus Schiefergestein gefördert wird. Russland fördert so viel wie nie zuvor seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Pfand im Syrienkonflikt

Fachleute halten es nun für möglich, dass Russland den Ölmarkt als Verhandlungspfand verwendet, um in anderen Bereichen wie dem syrischen Bürgerkrieg seine Interessen durchzusetzen. Viele Ölproduzenten wie Saudi-Arabien sind wegen des Preisverfalls in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und haben deswegen Sparprogramme aufgelegt. Das Land steht in Syrien auf der Seite von Rebellen, während Russland die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad unterstützt.

Diese Spekulationen wurden nun auch dadurch genährt, dass Lawrow selbst in die Golfstaaten reist. Gewöhnlich werden sonst zu Gesprächen über den Ölpreis Vertreter des Energieministeriums oder Igor Setschin, Chef des staatlichen Ölgiganten Rosneft entsandt.