Volkswagen kann im Kampf gegen die Abgaskrise auf die Eigner-Familien Porsche und Piech zählen. Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche sagte am Mittwoch vor rund 20.000 Beschäftigten im Wolfsburger Stammwerk, Arbeitsplätze dürften nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. "Wir wissen: Arbeitsplätze sind ein sehr hohes Gut," sagte er nach Angaben von Teilnehmern unter Applaus der Mitarbeiter.

"Die Familien Porsche und Piech stehen zur Beschäftigungssicherung bei Volkswagen durch ein stabiles und erfolgreiches Unternehmen", fügte er hinzu. Porsche lobte das neue Management um VW-Chef Matthias Müller für die bisherige Aufklärungsarbeit und bekannte sich zur Mitbestimmung der Beschäftigten bei VW. Damit sei der Konzern in den vergangenen Jahren nicht schlecht gefahren.

Aufklärung ist das Wichtigste

Die Aufklärung der Abgasaffäre sei derzeit das Wichtigste für Volkswagen, betonte Porsche. "Niemand darf den Kopf in den Sand stecken. Niemand darf glauben, dass der Abgasskandal wie ein Gewitter vorbeizieht und danach wie aus heiterem Himmel wieder schönes Wetter kommt." Er sei stolz darauf, dass Müller und Betriebsratschef Bernd Osterloh dies genauso sähen. Er selbst habe sich ebenfalls der Aufklärung verpflichtet. Porsche leitet den Sonderausschuss, der Licht in die Dieselaffäre bringen soll. Der Aufsichtsrat will Mitte Dezember eine Zwischenbilanz der Aufklärung ziehen.

Osterloh sagte, die Sorgen der Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze seien in den vergangenen Wochen nicht kleiner geworden. Trotzdem müsse der Abgasskandal lückenlos aufgeklärt werden. Es gehe darum, verlorenes Vertrauen bei Kunden, in der Öffentlichkeit und an den Kapitalmärkten zurückzugewinnen. Er forderte, Beschäftigungsmöglichkeiten für Leiharbeiter, deren Jobs in Gefahr gerieten, außerhalb des Konzerns zu suchen. Am Standort Wolfsburg könne er jedenfalls für das erste Quartal noch Entwarnung geben. "Wir hoffen aber, dass uns die Kunden die Treue halten." Osterloh zufolge verunsichert hierzulande vor allem die Manipulation von CO2-Angaben die Kunden. Die falschen Kohlendioxid-Werte hätten eine größere Vertrauenskrise ausgelöst als die Manipulation von Stickoxidwerten bei Dieselmotoren.

Zum Schluss der Rede übergab Osterloh Teilnehmern zufolge T-Shirts mit dem VW-Logo und der Aufschrift "Ein Team - eine Familie" an Wolfgang Porsche sowie die Aufsichtsratsmitglieder Louise Kiesling und Hans Michel Piech. Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel erhielt ebenfalls ein solches T-Shirt. Er war Teilnehmern zufolge bei der Betriebsversammlung dabei.

20 Milliarden Euro Kredit

Volkswagen hat sich Insidern zufolge mit mehreren Banken auf einen Überbrückungskredit von 20 Milliarden Euro geeinigt, um die Kosten des Abgasskandals abzufedern. Insgesamt hätten 13 Banken Kreditangebote gemacht, sagten mehrere Personen mit Kenntnis der Vorgänge am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Institute hätten VW insgesamt sogar 29 Milliarden Euro an Krediten angeboten, je Bank entweder 1,5 oder 2,5 Milliarden Euro für ein Jahr. Die genauen Tranchen sollten in den nächsten Tagen zugeteilt werden. Volkswagen wollte sich nicht äußern.

Der Wolfsburger Konzern wählt diesen Weg, weil er sich auf den Anleihemärkten derzeit nur zu ungünstigen Konditionen refinanzieren könnte. Volkswagens Bonität ist wegen des Abgasskandals von mehreren Ratingagenturen herabgestuft worden. Den Überbrückungskredit will VW mit Anleihen ablösen, sobald die Renditeaufschläge wieder gesunken sind.

Konzern noch mindestens ein Jahr in Atem halten wird. "Ich hoffe, dass wir damit Ende nächsten Jahres weitgehend durch sind", sagte Müller dem Magazin "Stern". Die Klärung von Kundenansprüchen und Klagen gegen den Konzern würden sich dagegen "vermutlich über Jahre" hinziehen. Unterdessen einigte sich Volkswagen Insidern zufolge mit mehreren Banken auf einen Überbrückungskredit von 20 Milliarden Euro, um die Kosten der Krise abzufedern.