Die AUA-Mutter Lufthansa streicht wegen des Streik der Flugbegleiter für Mittwoch 930 Flüge. Von den Annullierungen seien insgesamt knapp 100.000 Fluggäste betroffen, teilte die Fluggesellschaft am Dienstagabend mit.

Betroffen sind auch 22 Flüge von und nach Österreich. Am Flughafen Wien fallen am Mittwoch sieben Lufthansa-Rotationen aus und in Graz sind es vier. Linz ist dieses Mal nicht betroffen. Auch Salzburg und Innsbruck bleiben verschont, wie aus der Statusabfrage auf der Lufthansa-Webseite am Dienstagabend hervor ging.

Video: Gericht erlaubt Lufthansa-Flugbegleitern weitere Streiks 

Zuvor hat die 1. Kammer des Arbeitsgerichts Düsseldorf einem Antrag der Fluggesellschaft auf Erlass einer einstweiligen Verfügung statt. Damit seien "für den heutigen Tag weitere Streikmaßnahmen am Standort Düsseldorf untersagt", so das Gericht. Die am späten Nachmittag bekannt gegebene Entscheidung gilt nur für den Dienstag und den Standort Düsseldorf. Sie bezieht sich nicht auf die kommenden Tage, da sich der Antrag der Lufthansa laut Gericht nur auf den Dienstag bezog.

Das Gericht halte den Ausstand für rechtswidrig, da die Gewerkschaft Ufo ihre Streikziele nicht ausreichend formuliert habe. Tarifziele müssten aber klar und ohne Widerspruch benannt werden. Dies habe die Gewerkschaft nicht getan.

Streiks seit Freitag, Schlichtung denkbar

Ufo streikt seit vergangenen Freitag. Betroffen von dem Ausstand sind auch Lufthansa-Flüge vom Flughafen Düsseldorf. Die Lufthansa hat zudem auch vor dem Arbeitsgericht Darmstadt gegen den Ausstand geklagt. Ob dieses noch am Abend entscheidend wird, war zunächst unklar.

Im Arbeitskampf zeigten sich im Laufe des Tages beide Seiten zu einer Schlichtung bereit. Nach der Gewerkschaft Ufo erklärte am Dienstagmittag auch das Unternehmen, dass es ohne Vorbedingungen zu einer Gesamtschlichtung zu allen offenen Kabinen-Tarifverträgen der Lufthansa Passage bereit sei.

Ob damit ein vorzeitiges Ende des am Freitag begonnenen Streiks der Flugbegleiter möglich wird, blieb zunächst unklar. Ufo hatte sich auch offen für eine Gesamtbefriedung mit anderen Gewerkschaften gezeigt. "Wir fordern Lufthansa dazu auf, zu prüfen, ob sie dazu bereit sind", hatte Ufo-Chef Nicoley Baublies erklärt.

Lage eskalierte Dienstag vormittag

Zuvor hatten Flugbegleiter gedroht, bis Freitag komplett zu streiken. Plan war, die Airline ab Mittwochfrüh 4.00 Uhr bis Freitag 24 Uhr an den Standorten Frankfurt, Düsseldorf und München mit Arbeitsniederlegungen zu treffen.

Gleichzeitig sandte die Gewerkschaft die Botschaft aus, zur  Schlichtung bereit zu sein: "Wenn Lufthansa ohne Vorbedingungen eine Schlichtung anruft, werden wir die Streiks umgehend aussetzen. Das kann innerhalb von Minuten passieren", so Ufo-Chef Nicoley Baublies.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte wenig später in Berlin erklärt: "Unser Angebot steht." Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die 19.000 Stewards und Stewardessen ihren laufenden Ausstand beenden müssten.

Konzern beantragte einstweilige Verfügungen

Die Lufthansa hatte zuvor bei den Arbeitsgerichten Düsseldorf und Darmstadt einstweilige Verfügungen gegen den laufenden Ausstand der deutschen Flugbegleitergewerkschaft Ufo beantragt. Der Konzern hatte auf diesem Weg Anfang September den jüngsten Streik  der Pilotenvereinigung Cockpit gestoppt.

Cockpit will das gerichtliche Streikverbot einem Insider aus der Gewerkschaft zufolge vor dem Bundesverfassungsgericht kippen. Cockpit habe bei dem Karlsruher Gericht Verfassungsbeschwerde eingelegt.

Die Klage richte sich gegen ein vom Hessischen Landesarbeitsgericht (LAG) am 9. September 2015 ausgesprochenes Streikverbot. Die Gewerkschaft musste daraufhin den laufenden Streik bei der Fluglinie einstellen. Ein Cockpit-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern.

Streit zieht sich seit zwei Jahren

Der Clinch zwischen Gewerkschaft und Unternehmen um die Altersversorgung für die 19.000 Stewards und Stewardessen zieht sich bereits seit zwei Jahren hin.

Am Dienstag, dem vierten Streiktag des Kabinenpersonals, wurden bisher insgesamt 136 Flüge annulliert. Rund 27.300 Passagiere seien demnach diesmal von den Folgen des Streiks betroffen, weit weniger als gestern. Montag waren fast 1000 Flieger ausgefallen.

An den zentralen Drehscheiben München und Frankfurt sollen heute nur die Langstreckenflieger bestreikt werden. In Düsseldorf sind auch die Kurz- und Mittelstrecken betroffen.

Vorruhestand mit 55?

Zuletzt hatte der Lufthansa-Vorstand das Angebot der Einmalzahlung beim Gehalt um 1000 auf 3000 Euro erhöht. Flugbegleiter sollen außerdem wieder ab 55 mit den bisherigen Leistungen in den Vorruhestand gehen können, und nicht wie bisher vorgeschlagen ab 56. Neuen Flugbegleitern wolle man eine Altersversorgung auf dem Niveau anderer Dax-Konzerne bieten. 

Hintergrund der seit März 2014 begonnenen Streikwelle mit insgesamt 13 Arbeitsniederlegungen ist unter anderem der jüngst gestartete Ausbau der konzerneigenen Billig-Airline Eurowings.