In der Causa Immofinanz-Aktienoptionen hat sich der Anwalt des Hauptangeklagten Karl Petrikovics,Otto Dietrich, heute, Dienstag, vor allem auf die Rolle des Sachverständigen konzentriert: Der Sachverständige habe als "Ermittlungsorgan der Staatsanwaltschaft" agiert und sei daher "strukturell befangen" gewesen, argumentierte Dietrich und forderte die Aufhebung des Untreue-Urteils des Erstgerichts.

Schon der Anschein der Befangenheit könne ausreichen, den Sachverständigen abzulehnen, betont Dietrich. Im gegenständlichen Fall habe es mehr als nur den Anschein gegeben, da der Sachverständige fast ausschließlich für die Justiz tätig und daher von der Staatsanwaltschaft abhängig sei. Er habe insgesamt bis heute 4,5 Millionen Euro an Honorar bekommen. Für den Immofinanz-Fall habe er in seiner Endabrechnung im August 2014 800.000 Euro geltend gemacht.

Gerade in komplexen Wirtschaftsverfahren sei das Gutachten des Sachverständigen von enormer Bedeutung gewesen und das Gericht habe sich in seinem Urteil stark auf den Sachverständigen gestützt, so Dietrich. Ganze 37 mal sei im Urteil des Wiener Straflandesgerichts der Name des Sachverständigen erwähnt worden.

Dem Gericht, das Petrikovics, den damaligen Prokuristen Christian Thornton sowie Ex-Immofinanz-Aufsichtsratschef Helmut Schwager verurteilt hatte, wirft Dietrich vor, den Sachverhalt verkannt zu haben. Das Argument, die Immoeast hätte die Darlehen an Petrikovics nicht vergeben dürfen, weil der Kreditnehmer nicht ausreichend liquide gewesen sei, sei unzulässig, da es ja gerade das Wesen von Krediten sei, dem Kreditnehmer Liquidität zu verschaffen. Das Gericht habe also Liquidität und Bonität verwechselt.

Der Oberste Gerichtshof entscheidet am heutigen Dienstag über die Verurteilung von Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics und zwei weitere Ex-Manager des börsennotierten Konzerns. Sie hatten 2013 wegen der Zuteilung von millionenschweren Aktienoptionen mehrjährige Haftstrafen wegen Untreue ausgefasst. Dagegen haben sie Nichtigkeitsbeschwerden eingelegt.

Petrikovics ist im April 2013 vom Wiener Straflandesgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Ex-Immofinanz-Aufsichtsratschef Helmut Schwager bekam viereinhalb Jahre unbedingt und der damalige Prokurist Christian Thornton zwei Jahre bedingt mit dreijähriger Probezeit.