Ex-IHS-Chef Christian Keuschnigg baut ein neues Wirtschaftsforschungsinstitut in Österreich auf. Keuschnigg ist Volkswirtschaftsprofessor an der Schweizer Universität St. Gallen, die neue österreichische Plattform "WPZ" (Wirtschaftspolitisches Zentrum Wien) anfangs ein auf getrennte Rechnung arbeitendes Kostenzentrum des Uni-Instituts in St. Gallen. Das neue Institut betont seine Unabhängigkeit.

Sobald die Startphase vorbei ist, ist an eine GesmbH-Lösung gedacht. Jetzt müsse aber einmal die Finanzierung klappen. "Wenn es sie gibt, werden Sie von uns hören. Wenn nicht, dann nicht." Wer die WPZ-Forschungsplattform finanziert, will Keuschnigg jedenfalls offenlegen. Die erste Studie ("Föderalismus und Steuerautonomie in Österreich") werde von Agenda Austria finanziert. Die Agenda Austria habe sich auf das Policy Briefing gemeldet. "Wenn uns die Arbeiterkammer das gegeben hätte, hätten wir das auch gemacht", sagte Keuschnigg heute bei der Vorstellung der Plattform in Wien. "Wir hätten das gleiche geschrieben."

Skirennen mit einem nur einem Läufer

In Österreich sieht der einstige Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) wachsenden Bedarf an einer "wirksamen Institution", die mit der internationalen Spitzenforschung eng vernetzt sei, und die einen Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis herstelle, sowie diesen zugänglich aufbereite. Den jetzigen Markt für wirtschaftspolitische Beratung hält er für fehlkonstruiert.

IHS-Chef Sigurd Höllinger
IHS-Chef Sigurd Höllinger © APA/HELMUT FOHRINGER

"Es ist fad, wenn bei einem Skirennen nur einer runterläuft". In Österreich sei die Gefahr groß, zu so einer Veranstaltung zu werden. Der Markt sei enorm vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) dominiert. Vom Institut für Höhere Studien (IHS) höre man einfach wenig. Grund für seinen Abgang vom IHS sei ja die Unterfinanzierung des Instituts gewesen, sagte Keuschnigg.

"Finanzierung des IHS ist gesichert"

Das wiederum dementiert der amtierende IHS-Chef Sigurd Höllinger. "Die Finanzierung des IHS ist gesichert", lässt dieser per Aussendung wissen.

"Dass jetzt ein neuer Mitbewerber am Markt ist, ist grundsätzlich zu begrüßen. Mich wundert nur, dass Christian Keuschnigg wider besseren Wissens immer wieder die angebliche 'Unterfinanzierung' anzuführen glauben muss", schreibt Höllinger. Das IHS habe in den letzten fünf Jahren seinen Jahresumsatz dank Mehreinnahmen in der angewandten Ökonomie leicht erhöhen können. Die Nachfrage nach Studien vom IHS sei also gestiegen.

"Das Gerücht von der angeblichen 'Unterfinanzierung' hat Ende 2014 Keuschnigg als Vorwand gedient, um sich aus dem Institut nach internen Querelen zurückzuziehen" erinnert sich Höllinger. "Ein Organisationswandel hätte schon damals stattfinden müssen".

Nach Keuschniggs Abgang sei das IHS auf eine veränderte Forschungslandschaft nicht ausreichend vorbereitet gewesen.