Die Justiz hat den laufenden Streik der Lufthansa -Piloten gestoppt. Das Landesarbeitsgericht Hessen gab am Mittwoch einem Eilantrag der Fluggesellschaft statt und bezeichnete den Streik als rechtswidrig. Die Piloten müssten nun sofort ihre Arbeit wieder aufnehmen, sagte Markus Wahl, Vorstand der Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit".

"Wir sind vollkommen überrascht", fügte er hinzu. Der Flugbetrieb wird sich dennoch erst am Donnerstag normalisieren.

Die Lufthansa erwägt dennoch Schadenersatz von der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zu fordern. Der Konzern prüfe, die bestehende Klage auf 60 Millionen Euro Schadenersatz zu erweitern, sagte Konzernpersonalchefin Bettina Volkens am Mittwoch.

1000 Flüge fallen dennoch aus

Für Mittwoch bleibe es dabei, dass 1000 von 3000 Kurz- und Mittelstreckenflügen gestrichen würden, teilte die Lufthansa mit. Davon sind 140.000 Passagiere betroffen. Seit Mitternacht bestreikten die Flugzeugführer die Deutschland- und Europaflüge der Kranich-Airline. Für die AUA hatte es geheißen, dass am Mittwoch 20 von 22 Wien-Flügen ausfallen sowie vier Flüge zwischen Graz und Frankfurt gestrichen sind. Die Lufthansa-Verbindungen von und nach Linz, Innsbruck und Salzburg sollten dagegen planmäßig stattfinden.

Das gerichtliche Verbot ist eine herbe Niederlage für die Piloten in dem erbitterten Tarifstreit, der sich seit eineinhalb Jahren hinzieht. Die Unterinstanz, das Arbeitsgericht Frankfurt, hatte den Antrag auf Einstweilige Verfügung noch abgelehnt - wie zuvor schon alle bisherigen Eilanträge der Lufthansa in dem Tarifkonflikt.

Weiterhin bereit für Verhandlungen

Doch das Landesarbeitsgericht Hessen folgte nun der Argumentation der Lufthansa, dass der Streik nicht in erster Linie bessere Bedingungen der Piloten zum Ziel habe, sondern sich auch gegen den geplanten Billigflieger Eurowings richte. Das sei jedoch eine unternehmerische Entscheidung und nicht Gegenstand von Tarifverhandlungen. Aus Sicht der Lufthansa-Spitze ist der rasche Ausbau von Eurowings überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen wie Ryanair und Easyjet zu stoppen.

Die Lufthansa sei jederzeit bereit, die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung Cockpit wieder aufzunehmen, erklärte die Fluggesellschaft. Die Gewerkschaft will das Urteil, gegen das keine Berufung möglich ist, nun erstmal prüfen. "Wir werden das Urteil analysieren und dann sehen, welche Konsequenzen wir daraus für den Fortgang des Arbeitskampfs ziehen", sagte Cockpit-Vorstand Wahl.

Ein Drittel unter den Lufthansa-Kosten

Vorige Woche waren Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und den Piloten nach langwierigen Verhandlungen gescheitert. Grund für das Aus war Cockpit zufolge die Tatsache, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings in Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. Die Kosten von Eurowings sollen um ein Drittel unter denen der Lufthansa liegen und die Mitarbeiter dementsprechend weniger verdienen.