Im Tarifstreit der Piloten mit der Lufthansa ist keine Einigung in Sicht. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit erhöht den Druck auf die Konzernspitze und bestreikt nach den Übersee-Verbindungen seit Mitternacht die Deutschland- und Europaflüge der Kranich-Airline. 140.000 Passagiere sind betroffen. Auch in Österreich fallen zahlreiche Verbindungen aus.

In Österreich ist vor allem der Flughafen Wien betroffen. 20 von 22 Flügen fallen aus, bekräftigte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann am Mittwochfrüh. Dabei ist die Verbindung nach München und Frankfurt unterbrochen.

In Graz fallen zwei Verbindungen nach Frankfurt (also je zwei Ankünfte und Abflüge) dem Streik zum Opfer, in Salzburg ist nur die Morgenverbindung nach Frankfurt annulliert, für den Nachmittag kündigt die AUA-Mutter auf ihrer Homepage plangemäße Flüge von und nach Salzburg an. Auch Linz und Innsbruck sollen heute nach Plan angeflogen werden. Nach Klagenfurt hat die Lufthansa keine Verbindungen, alle Flüge werden von der AUA abgewickelt, die vom Streik nicht betroffen ist.

"Wenn es nicht ein neues Angebot der Lufthansa gibt, streiken wir weiter", sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl am Mittwoch zu Reuters. Jeder Ausstand werde 24 Stunden vorher angekündigt. Ein Ende der Tarifauseinandersetzung sei derzeit nicht in Sicht. "Wir können jede Woche die Arbeit niederlegen." In dem zähen Arbeitskampf, der sich seit eineinhalb Jahren hinzieht, kämpfen die Piloten für die Beibehaltung ihrer Frührente zu den alten Konditionen und gegen die Verlagerung von Cockpit-Arbeitsplätzen ins Ausland.

Gericht gab grünes Licht für Streik

Die AUA-Mutter Lufthansa streicht wegen des mittlerweile 13. Ausstands der Flugzeugführer am Mittwoch 1000 von 3000 Kurz- und Mittelstreckenflügen. Passagiere seien per Kurznachricht oder E-Mail über Umbuchungsmöglichkeiten informiert worden, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Der Ausstand trifft vor allem den Frankfurter Flughafen, also die Heimatbasis der Lufthansa.

Am Vorabend hatten zwei Gerichte in Frankfurt und Köln Klagen der Lufthansa und ihrer Tochter Germanwings gegen den Streik der Pilotengewerkschaft abgelehnt. Die Berufung wird am Vormittag in Frankfurt verhandelt. Vergangene Woche waren Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und den Piloten nach langwierigen Verhandlungen gescheitert. Grund für das Aus war Cockpit zufolge die Tatsache, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings in Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. Die Kosten von Eurowings sollen um ein Drittel unter denen der Lufthansa liegen und die Mitarbeiter dementsprechend weniger verdienen. Cockpit wolle Eurowings nicht verhindern, sagte Wahl. "Unser Ziel ist es, Eurowings mit tarifgebundenen Arbeitsplätzen zu besetzen." Nach derzeitigen Plänen des Konzerns soll für die in Eurowings Beschäftigten kein Tarifvertrag gelten.

Lufthansa will hart bleiben

Die Lufthansa will nicht einlenken. Wegen der 5000 Piloten, die derzeit von Cockpit zum Streik aufgerufen sind, werde die Lufthansa nicht die Strategie für die restlichen 115.000 Mitarbeiter ändern, sagte eine Konzernsprecherin. "Wir setzen darauf, dass diese 5400 Angestellten dies bald verstehen." Aus Sicht der Lufthansa-Spitze ist der rasche Ausbau von Eurowings aber überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen Ryanair und Easyjet zu stoppen.

Die deutschen Arbeitgeber haben die Pilotengewerkschaft Cockpit wegen der 13. Streikrunde im Tarifkonflikt bei der Lufthansa scharf angegriffen. Der erneute Streik "untergräbt die Tarifautonomie und schädigt die gesamte Volkswirtschaft", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe). Die tatsächlichen Ziele, die Cockpit mit dem Arbeitskampf verfolge, seien "rechtlich höchst fragwürdig".

"Gesundschrumpfen"

Zudem wiederholte das Management, dass zu den aktuellen Bedingungen des Konzerntarifvertrags kein Pilot mehr eingestellt werde, weil die Kosten nicht wettbewerbsfähig seien. Wegen der natürlichen Fluktuation werden daher die Flotten der betroffenen Airlines Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings schrumpfen. Den Bestandspiloten sichert die Lufthansa ihre Besitzstände zu. Sie werden auch künftig ihren Arbeitsplatz im Konzern behalten.

Die Konzerntöchter Austrian Airlines (AUA), Swiss, Brussels sowie German- und Eurowings sind vom Streik der Lufthansa-Piloten nicht betroffen.