Mit Ergo verabschiedet sich ein weiterer großer Lebensversicherer in Deutschland von Polizzen mit lebenslangen Garantien. "Wir werden die klassischen Produkte zum Jahresende für das Neugeschäft weitgehend schließen", sagte der für das Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft zuständige Vorstand Clemens Muth der "Süddeutschen Zeitung" (SZ, Montagausgabe). Sie seien für Ergo unprofitabel.

Auch in Österreich arbeitet Ergo "an einem Produkt, das der Niedrigzinsphase besser entspricht", wie der Vorstandsvorsitzende Josef Adelmann der APA am Montag auf Anfrage mitteilte. "Ein gänzlicher Verzicht auf klassische Lebensversicherung ist nicht angedacht."

Auch Uniqa bietet neues Produkt

In Österreich halten die meisten großen Assekuranzen bei der klassischen Lebensversicherung bisher am Garantiezins fest. Lediglich die UNIQA bietet seit Jahresbeginn Lebensversicherungen nur mehr ohne Garantiezins an.

In Deutschland ist die Ergo - ehemals Hamburg-Mannheimer und Victoria - die Nummer fünf unter den Lebensversicherern. Ihre jährlichen Überschussbeteiligungen lagen in den vergangenen Jahren am unteren Ende der Rangliste.

Ergo-Vertreter sollten künftig nur noch Lebensversicherungen verkaufen, die sich stärker an der Entwicklung der Kapitalmärkte orientieren. Muth kritisierte die Geldpolitik: "Es ist nicht die Kernaufgabe eines Lebensversicherers, die Zinsrisiken der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) in seiner Bilanz aufzufangen", sagte er der Zeitung. Lebenslange Garantien werde die Münchener-Rück-Tochter nur noch bei Sofort-Renten anbieten, bei denen Kunden große Summen angesparten Geldes auf einmal einzahlen.

Vorrreiterrolle

Ergo war eines der ersten deutschen Unternehmen, die Polizzen ohne lebenslange Garantien eingeführt hatte, die bisher zusätzlich zu den klassischen Produkten angeboten wurden. Mit dem Komplettausstieg folgt Ergo dem Beispiel von Konkurrenten wie Zurich, Generali und Talanx. Sie reagieren damit auf die schärfere Regulierung ("Solvency II"), nach der sie für langfristige Garantien mehr Eigenkapital zurücklegen müssen. Der in Deutschland unangefochtene Marktführer Allianz Leben bietet beide Varianten gleichzeitig an, setzt aber darauf, dass die Kunden verstärkt zu den renditestärkeren kapitalmarktnahen Produkten greifen.