Die luxemburgische EU-Ratspräsidentschaft plant für 7. September einen Sonder-Agrarrat wegen der Milchpreis-Krise, berichtet das agrarische Informationszentrum (aiz). Besonders der französische Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll, in dessen Heimatland es seit Tagen zu Bauernprotesten gegen tiefe Milch- und Fleischpreise kommt, mache großen Druck.

Wie heute auch in Österreich erneut von Landwirtschaftskammer und -ministerium betont wurde, geht es auch dem französischen Politiker um einen höheren Interventionspreis für Milchprodukte und marktstabilisierende Maßnahmen. Beim Sondergipfel soll es auch um die Schweinefleisch-Preise gehen - und um die Entwicklung der Märkte von Obst und Gemüse.

Neun Millionen Euro

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) will unterdessen mit der Hilfe von nationalen und internationalen Maßnahmen den zuletzt stark abgefallenen Milchpreis am heimischen Markt wieder stabilisieren. Dies erklärte er  anlässlich der Jahrestagung der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern in Gnadenwald in Tirol.

Dabei will der Landwirtschaftsminister vor allem auf die Bewusstseinsbildung der heimischen Bevölkerung und nationales sowie internationales Marketing setzen. So sollen ab Herbst neun Mio. Euro in die Kampagne "Regionale Milchprodukte" investiert werden, teilte der Minister mit. Rupprechter sah jedoch auch viel Potenzial für die österreichischen Milchprodukte im Ausland. "Um diese Marktchancen zu nützen habe ich eine Exportservicestelle geplant", erklärte der Politiker.

Doch auch die EU dürfe laut Rupprechter - der vor wenigen Wochen noch auf ausreichende Möglichkeiten für die Milchbauern dank des Programms der Ländlichen Entwicklung sprach - nicht aus der Verantwortung genommen werden. Immerhin seien die Sanktionen gegen Russland zumindest teilweise Schuld am niedrigen Niveau der Milchpreise. Er habe die Europäische Kommission bereits aufgefordert weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte zu prüfen, sagte Rupprechter. Darunter fielen wie berichtet beispielsweise die Verlängerung der erlaubten Lagerhaltung oder die Erhöhung des Interventionspreises.

"Mehr österreichische Lebensmittel"

Mehr österreichische Lebensmittel in den heimischen öffentlichen Küchen forderten indes die Vertreter der Landwirtschaftskammer. "Wir wollen, dass bei öffentlichen Ausschreibungen das Bestbieterprinzip angewendet wird", sagte Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol. Derzeit würden Kriterien wie die Qualität der Herstellung, Tier- oder Naturschutz bei der Vergabe jedoch nicht berücksichtigt werden, fügte er hinzu. Eine entsprechende Novelle des Vergabegesetzes liege bereits im Parlament, meinte Rupprechter.

Die Landwirtschaftskammer forderte in einer Aussendung am Freitag nach der Jahrestagung ihrer Landespräsidenten die Abgeltung von Mehr- und Zusatzleistungen, die heimische Milchbauern wegen der Topografie und beispielsweise der GVO-Freiheit leisteten. "Die Wertschätzung der Leistungen der heimischen Milchbauern ist nur glaubwürdig, wenn sich dies auch am Preis zeigt", so LK-Präsident Hermann Schultes (ÖVP).

Die LK verlangt mehr Maßnahmen und Verständnis am Markt für den Milchsektor. Mit dem aktuellen Preis von rund 30 Cent für den Liter Milch seien die Mehrkosten unter heimischen Bedingungen nicht abgedeckt.