Die Zahl der Führungskräfte ist in Österreich in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 100.000 gesunken, der berufliche Aufstieg wird schwieriger. Das geht aus dem Führungskräfte Monitor der Arbeiterkammer Oberösterreich hervor, der am Freitag in Wien präsentiert wurde. Führungskräfte sind großteils älter und männlich. Den höchsten Anteil an Chefs gibt es in der öffentlichen Verwaltung.

Im Jahr 2010 waren noch 14 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten in einer leitenden Position, aktuell sind es nur mehr 10 Prozent. Die Zahl der Führungskräfte wird für 2015 mit 365.800 genannt, 2010 waren es noch rund 487.800.

In der öffentlichen Verwaltung gab fast jeder Vierte (23 Prozent) an, in einer leitenden Position zu sein. Schlusslichter sind der Unterrichtsbereich (3 Prozent) und der Tourismus (5 Prozent). Einen relativ hohen Chef-Anteil gibt es auch noch im Geld- und Kreditwesen mit 17 Prozent.

Ihre Aufstiegschancen schätzen die Beschäftigten immer schlechter ein: 2010 seien zumindest 53 Prozent aller Beschäftigten ohne Leitungsfunktion mit ihren Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden gewesen, aktuell seien es nur mehr 49 Prozent, heißt es in einer Pressemitteilung. Nur 17 Prozent seien "sehr zufrieden", mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) sei wenig bis gar nicht zufrieden. Von den Führungskräften selbst sind aber mehr als drei Viertel (77 Prozent) mit ihren Karrieremöglichkeiten zufrieden.

Die Aufstiegschancen in die Chef-Etage würden in Österreich nicht nur immer geringer, sie seien auch ungleich verteilt, so AK. Entscheidend bzw. Voraussetzung für einen Führungsjob seien immer noch Faktoren wie Bildung, Geschlecht, Herkunft und Alter. Je höher das formale Bildungsniveau, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Beschäftigter einen Führungsjob erhalte.

Frauen, Beschäftigte mit Migrationshintergrund und Teilzeitbeschäftigte hätten eine signifikant geringere Chance auf Führungspositionen. "Führungskräfte sind großteils älter und männlich", schreibt die Arbeiterkammer. Zwei Drittel der Chefs seien Männer, fast die Hälfte älter als 45 Jahre. 91 Prozent hätten keinen Migrationshintergrund und 92 Prozent seien vollzeitbeschäftigt. "Nur 1 Prozent der Führungskräfte sind Frauen mit Migrationshintergrund in Teilzeitbeschäftigung."

Der berufliche Aufstieg zahle sich immer noch aus: Der AK-Arbeitsklimaindex von Führungskräften liege 2014/15 bei 110 Punkten, jener von nicht-leitenden Beschäftigten um vier Punkte darunter. Allein im Einkommen seien Führungskräfte zu 76 Prozent und damit 18 Prozentpunkte zufriedener als die übrigen Beschäftigten. Viele Führungskräfte seien aber auch gestresst: so klagten beispielsweise 27 Prozent über Zeitdruck, 22 Prozent gäben dauerhaften Zeitdruck ohne Zeit zum Verschnaufen an. Die Arbeitszeit liege mit 43 Stunden pro Woche deutlich über dem Durchschnitt sonstiger Beschäftigter, 36 Prozent machten häufig Überstunden, 44 Prozent gelegentlich und ein Fünftel selten oder nie.

Im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2015 hatten 60 Prozent der Führungskräfte maximal fünf Personen unter ihrer Leitung, 21 Prozent sechs bis zehn Beschäftigte, 11 Prozent elf bis 20 und 8 Prozent mehr als 20 Personen.