Paris Hilton war schon da. Die reiche US-Hotelerbin ließ sich sogar vor einigen Wochen ausgerechnet neben einem Sohn des legendären kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro in Havanna ablichten. Auch berühmte US-Fernsehstars wie Conan O'Brien haben inzwischen Kuba besucht - Anfang März feierte der Moderator eine Premiere mit der Ausstrahlung einer Folge seiner beliebten Late-Night-Show aus der Karibikmetropole.

Es sind aber vor allem normale US-Besucher, die seit Wochen gen Karibik pilgern. Das sozialistische Kuba, jahrzehntelang quasi "verbotenes Land" für US-Bürger, ist gerade offenbar schwer in Mode bei Reisenden aus dem einstigen ideologischen Erzfeind.

Beide Nachbarstaaten verkündeten Mitte Dezember überraschend eine Wende in ihren Beziehungen nach mehr als 50 Jahren diplomatischer Eiszeit. Die Regierungen in Washington und Havanna wollen bald reguläre Botschaften in dem jeweils anderen Land eröffnen.

Während die Verhandlungen dazu aber scheinbar nur mühsam vorankommen, haben die Bürger beider Länder längst ihre Begeisterung füreinander entdeckt. Anfang des Jahres setzte die "New York Times" Kuba an zweite Stelle auf ihrer Liste empfohlener Urlaubsziele für 2015. Die Karibikinsel besitze noch den Reiz des Verbotenen, versprach das einflussreiche New Yorker Blatt seinen Lesern.

"Wir hatten nie Gelegenheit, hier zu sein, obwohl das wirklich nah ist", sagt Rita Lawndes auf der Dachterrasse eines Hotels in der Altstadt Havannas. Die 65-jährige pensionierte Rechtsanwältin aus dem rund 140 Kilometer entfernt liegenden US-Staat Florida bereist Kuba während fast einer Woche mit ihrem Mann und einem Dutzend anderer US-Besucher. Das Pensionistenpaar ist begeistert vom Puls des Lebens in der verkommenen, aber bildhübschen Metropole.

Um einen normalen Besuch handelt es sich aber nicht - reine Tourismusreisen nach Kuba sind US-Bürgern eigentlich wegen des in den 1960er verhängten und später mehrfach verschärften US-Wirtschafts- und Handelsembargos nach wie vor verboten. Die Bestimmungen sehen Ausnahmen nur in wenigen Kategorien vor, zum Beispiel für Studienzwecke oder Kulturaustauschprogramme.

Im Zuge des diplomatischen Neustarts lockerte die Regierung von Präsident Barack Obama im Dezember aber noch mal die Restriktionen. Neben kubanischstämmigen US-Bürgern dürfen nun auch immer mehr normale Besucher einfacher die Reise antreten.