ES ist gut, dass die US-Amkanerin Katie Ledecky bei der Schwimmweltmeisterschaft in Kasan mit fünf Goldmedaillen Geschichte geschrieben hat. Noch nie gelang es auf diesem Planeten einer einzigen Frau, die Disziplinen 200, 400, 800 und 1500 Meter Freistil in einem Atemzug zu gewinnen. In die Geschichtsbücher haben es auch australische Zwillinge geschafft. Auf der 100-Meter-Freistilstrecke holte Bronte Campbell Gold, ihre ältere Schwester Cate die Bronzemedaille.


Gut ist auch, dass das weitere Rundherum in Kasan von den eigentlichen infrastrukturellen Problemen der österreichischen Schwimmer ablenkt. Sei es, ob von den Russen ein nagelneues Fußballstadion extra in ein Hallenbad umfunktioniert werden musste. Oder dass die zehnjährige Alzain Tareq aus Bahrain als jüngste Starterin aller Zeiten der Weltrekordjagd eine besonders kuriose Note verliehen hat. Sie stellte damit den 12-jährigen Ahnt Khaung Htut aus Myanmar in den Schatten, der einsam seine 100-Meter-Bruststrecke runterspulen musste.

Viel Luft nach oben

Ähnlich Aufsehenerregendes gab es von den Österreichern dieses Mal nicht zu vermelden. „Es ist noch viel Luft nach oben“, urteilte Trainer Walter Bär vom OSV (Österreichischer Schwimmverband).
Dort, wo oben wirklich ist, scheint die Luft sehr dünn. Zumindest für die heimischen Athleten auf WM-Niveau. Vorzuwerfen ist ihnen aber nicht viel. Persönliche Bestleistungen reichten auf dieser Bühne nicht, um nur ansatzweise in Sphären von Halbfinal-Teilnahmen vorzudringen, geschweige denn von Medaillen. Das musste auch die Kärntnerin Lisa Zaiser erkennen.

„Ein sehr starkes Starterfeld“, attestierte das erst 20-jährige OSV-Zugpferd und fügte hinzu: „Es ist enorm schwer, so die Semifinalläufe zu erreichen.“ Mit unangenehmen Situationen musste die routinierte Jördis Steinegger kämpfen. Erst beeinträchtigte die Steirerin eine Lebensmittelvergiftung, die sie sogar in russische Quarantäne und hinter Gitter gebracht hatte. Später setzte ihr eine Venenentzündung zu.

Es wartet viel Arbeit

Auch der Wienerin Birgit Koschischek gelang es nicht, ein Ausrufezeichen zu setzen. Sie wollte ihre Karriere bereits im Frühjahr beenden. Erst ein Trainerwechsel konnte sie umstimmen. Ihr Ticket für Olympia in Rio de Janeiro 2016 hat sie, wie Zaiser, Steinegger, David Brandl und Felix Auböck, bereits in der Tasche. Doch dem OSV ist bewusst, dass mit den Qualifikationen auch neue Sorgenfalten auftauchen. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Persönliche Bestzeiten reichen für die Weltspitze eben noch nicht“, meint Bär.

MARTIN QUENDLER