UEFA-Präsident Michel Platini hat die Regierungen Europas zu mehr Unterstützung im Kampf gegen Nationalismus und
Extremismus im Fußball aufgefordert. "Wir fühlen uns an diesen Fronten, an denen wir kämpfen, etwas auf uns alleine gestellt", erklärte der Franzose in seiner  Eröffnungsrede zum Kongress der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in Wien.

Es sei "sehr lange her, seit wir in Europa zuletzt einer so
starken Zunahme von Nationalismus und Extremismus gegenübergestanden sind", meinte Platini. "Diese schleichende Tendenz ist in unseren Stadien  wiederzufinden, da der Fußball einen Spiegel der
Gesellschaft darstellt. Aufgrund seiner Beliebtheit ist unser Sport ein Gradmesser für die Probleme auf unserem Kontinent." Und dieser Gradmesser zeige Beunruhigendes an.

"Die letzten Monate waren geprägt von Bildern, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte", sagte Platini. "Einige von uns haben diese Zeit miterlebt. Für mich liegt sie genau 30 Jahre zurück." Beim Meistercup-Finale 1985 in Brüssel waren bei schweren Ausschreitungen und einer folgenden Massenpanik 39 Menschen getötet worden. Das Spiel wurde dennoch angepfiffen. Platini schoss Juventus
Turin per Elfmeter zu einem 1:0-Sieg gegen Liverpool.

"Niemand möchte so etwas jemals wiedererleben", betonte Platini. Der UEFA-Chef appellierte an die "Einsicht der Behörden", eine "nicht allzu ferne finstere Vergangenheit, in der Hooligans und Fanatiker jeglicher Art in bestimmten europäischen Stadien das Sagen hatten" zu verhindern.

Platini forderte eine Verschärfung der europaweiten Stadionverbote. Zudem sprach er sich erneut für die Schaffung einer europäischen Sportpolizei aus. Die UEFA sei aber weder Gesetzgeber noch Polizist. "Wir kämpfen allein mit unseren eigenen Mitteln, mit begrenzten Mitteln", erinnerte Platini. "Wir können jedoch nur dann als Sieger hervorgehen, wenn wir von den Behörden unterstützt
werden."