Nach massiven Übergriffen auf Frauen am Silvesterabend in Köln haben erste Touristen ihre Reisen in die Stadt abgesagt. "Das Image Kölns hat einen Knacks erlitten", sagte der Geschäftsführer von Köln-Tourismus, Josef Sommer, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstagsausgabe).

So habe eine Gruppe aus dem Erzgebirge erklärt, ihre geplante Sommerreise nach Köln abzusagen: "Sie werden verstehen, dass wir Leib und Leben nicht unter diesen Umständen aufs Spiel setzen", hieß es laut Sommer zur Begründung. Es gebe zudem zahlreiche Mails und Anrufe besorgter Touristen und Reiseveranstalter, sagte der Geschäftsführer von Köln-Tourismus weiter. Diese ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt und soll für eine möglichst positive Außendarstellung sorgen.

Der Hotel- und Gaststättenverband Köln mit rund 1.500 Mitgliedsbetrieben berichtete ebenfalls von einer großen Unsicherheit. Nicht nur Privattouristen, auch Geschäftsreisende hinterfragten die Sicherheitslage in der Stadt, sagte Geschäftsführer Christoph Becker der Zeitung. Die Kleinkriminalität in Köln sei schon immer ein Thema gewesen, nach der Silvesternacht sei nun "das Negativ-Image potenziert" worden.

Besorgte Anfragen

"Natürlich haben die Geschehnisse dem guten Ruf Kölns als Messe- und Kongress-Standort weltweit weiteren Schaden zugefügt", sagte seinerseits Messechef Gerald Böse. "Wir erhalten viele Anfragen besorgter Aussteller und Besucher aus dem In- und Ausland."

In Köln wurden inzwischen mehr als hundert Strafanzeigen wegen der Silvesternacht gestellt. Die Opfer von sexuellen Übergriffen und Diebstählen waren vor allem Frauen. Die teilweise in großen Gruppen auftretenden Täter sollen laut Augenzeugenberichten nordafrikanischer oder arabischer Herkunft gewesen sein. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben inzwischen vier mutmaßliche Täter identifiziert.