Der Terminkalender eines Verteidigungsministers lässt mitunter auch ungewöhnliche Termine wie eine Sauna-Eröffnung nicht aus: Im Camp Butmir in Sarajevo durfte Ressortchef Gerald Klug (SPÖ) den österreichischen Soldaten neben steirischem Speck heuer auch ein wohlig-warmes Weihnachtsgeschenk präsentieren. Klug bekannte sich bei dieser Gelegenheit zu den Westbalkan-Missionen des Bundesheers. Dort beteiligt sich das Bundesheer auch mit den meisten Soldaten, nämlich über 500 im Kosovo und 200 in Bosnien (plus 130 als Reserve in Österreich).

"Es ist mir ein großes Anliegen, dass das österreichische Bundesheer einen Teil zu einer nachhaltig engagierten Westbalkan-Politik beiträgt", betonte Klug vor Journalisten. Österreich habe ein "ureigenstes Interesse", dass sich die Region "friedlich und stabil" weiterentwickeln kann. Im Camp Butmir stößt das auf offene Ohren, ist die Lage im Land doch auch rund um den 20. Jahrestag des Dayton-Friedensabkommens noch immer angespannt. Die Wunden des Krieges, der zwischen 1992 und 1995 wütete, seien immer noch tief, berichten österreichische Beobachter in Sarajevo.

Die Volksgruppen der Serben, Kroaten und Bosniaken leben immer noch getrennt für sich - das gilt für die Kindergärten genauso wie für die Skiberge rund um die Hauptstadt Sarajevo, wo die Spuren der Kämpfe heute noch deutlich sichtbar sind. "Es hat sich in den vergangenen Jahren nichts verändert", hört man immer wieder. In der Bevölkerung herrsche eine hohe Gewaltbereitschaft, die Möglichkeit, dass sich die politische Situation verschlechtere, sei ständig präsent. Die Soldaten der Mission "EUFOR-ALTHEA" halten, um notfalls frühzeitig Alarm schlagen zu können, Augen und Ohren in sogenannten LOT-Häusern offen: Sie leben vor Ort und halten Kontakt zu Bürgermeistern und Bürgern, beobachten aber auch alles von Demonstrationen über Exhumierungen von Massengräbern bis zur Hundeausstellung, wie Oberstleutnant Karl Kemethofer erzählt.

Österreich stellt aber auch Transport- und Rettungs-Hubschrauber und trainiert die bosnischen Streitkräfte in der Lagerung und Vernichtung von Munition im gesamten Staatsgebiet. Rund ein Fünftel der Bevölkerung ist noch immer von Minen betroffen, die während des Krieges relativ unkoordiniert verstreut wurden. 2017 sollte die Entminung eigentlich fertig sein, Oberst Jürgen Schlechter rechnet allerdings damit, dass es noch zehn Jahre länger dauern wird. Auch hier schlägt der ethnische Konflikt durch: Es komme durchaus vor, dass ein Feld drei mal geräumt werde - von jeder Volksgruppe ein Mal. So trist sich die Situation im Land darstellt, zeigt sich auch das Wetter in Sarajevo derzeit von seiner ungemütlichen Seite.

Zukunft eher in Afrika

Im feucht-kalten Nebel wird das heurige Weihnachtsgeschenk des Ministers durchaus eine willkommene Abwechslung für die heimischen Soldaten sein: Im ehemaligen US-Postamt haben sie in ihrer Freizeit eine Sauna gebaut, die nun gesegnet und eröffnet wurde. Und weil "ohne das leibliche Wohl ein guter Einsatz letztlich nicht bewältigbar ist", hatte Klug noch sechs Körbe mit Speck, Salami und Verhackertem im Gepäck. Eine Revanche gegen den Minister am obligatorischen Wuzzler (Tischfußball) in der "Ö-Bar" scheint auch nicht ausgeschlossen, dürfte Österreich doch noch eine Weile in Bosnien präsent bleiben: Man werde das Engagement "nach Kräften" so lange fortführen, bis man gemeinsam mit der Gemeinschaft der Meinung sei, dass internationale Präsenz und Unterstützung nicht mehr erforderlich sei, erklärte Klug.

Auf Fragen nach der Truppenstärke ging Klug nicht konkret ein: "Wir sind im Moment grundsätzlich gut aufgestellt." Persönlich würde er sich wünschen, dass sich die Region "rascher entwickle" und der Bedarf nicht mehr so lange gegeben sei. Klug forcierte ja zuletzt Österreichs Engagement in Afrika: Man habe an der Nahost-Politik gesehen, wohin es führe, wenn Europa mit seinen Partnern nicht rechtzeitig reagiere, bekräftigte der Minister. Am afrikanischen Kontinent habe man noch die Zeit, "nicht dieselben Fehler zu begehen". Das Bundesheer habe seine verfassungsmäßigen Aufgaben, aber er beobachte aufgrund der internationalen Entwicklungen, "dass die Auslandseinsätze an Bedeutung zunehmen und Schritt für Schritt robuster werden".