Nach der Entschärfung der jüngsten Krise auf der koreanischen Halbinsel hat Südkorea seine antikommunistische Lautsprecher-Propaganda gen Nordkorea eingestellt. Die Beschallungsaktion an der Grenze sei Dienstagmittag (Ortszeit) beendet worden, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit.

Der Schritt ist Teil einer Einigung, die beide Seiten nach zähen Verhandlungen über eine Entspannung erzielt hatten. Das stalinistische Nordkorea hatte versprochen, zeitgleich den "Quasi-Kriegszustand" seiner Grenztruppen aufzuheben.

Die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye äußerte ihre Hoffnung auf eine dauerhafte Verbesserung der Beziehungen zu Nordkorea. Jetzt sei es wichtig, dass die Vereinbarungen auch umgesetzt würden, wurde Park am Dienstag von einem Sprecher in Seoul zitiert. Die USA, Japan und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon begrüßten die Einigung der beiden verfeindeten koreanischen Staaten.

Hochrangige Vertreter beider Länder hatten nach dem dreitägigen Verhandlungsmarathon im Grenzort Panmumjom in der Nacht auf Dienstag einen Durchbruch erzielt. Seoul akzeptierte Nordkoreas Ausdruck des Bedauerns wegen eines Grenzzwischenfalls, der am Anfang der jüngsten Krise stand.

In dem sorgfältig formulierten Sechs-Punkte-Abkommen heißt es, Nordkorea bedaure die Verletzung von zwei südkoreanischen Soldaten durch eine Landminenexplosion an der Grenze. Pjöngjang hatte den Vorwurf bestritten, dass nordkoreanische Soldaten auf der südlichen Seite der entmilitarisierten Zone Minen vergraben hätten. Präsidentin Park hatte auf einer klaren Entschuldigung durch Nordkorea als eine Kernforderung zur Beilegung der Krise bestanden.

Beschallung

Südkorea hatte nach dem Zwischenfall die Beschallungsaktion wieder aufgenommen, von der sich Nordkorea provoziert fühlte. Pjöngjang drohte daraufhin mit Militärschlägen. Am Donnerstag war es zwischen Artillerieverbänden beider Länder an der Grenze zu einem Feuerwechsel gekommen. Verletzt wurde dabei niemand.

Beide einigten sich auch darauf, bald wieder Regierungsgespräche über die Verbesserung ihrer Beziehungen zu führen und neue Treffen getrennter koreanischer Familien zuzulassen.

Er hoffe, dass der vereinbarte Dialog beider Länder "als Mechanismus dienen wird, um alle möglichen zukünftigen Probleme auf der Halbinsel im Griff zu behalten", sagte der Südkoreaner Ban Ki-moon. Washington hoffe, dass die Vereinbarung zur Entschärfung der Spannungen beitrage, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby. Nordkorea müsse jetzt aber nach der Einigung Taten folgen lassen. Er hoffe, dass Nordkorea von Provokationen Abstand nehme, wurde der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe von der Nachrichtenagentur Kyodo zitiert.

Der Konflikt zwischen beiden Staaten schwelt seit Jahrzehnten. Seit dem Ende des Koreakriegs (1950-53) kam es immer wieder zu militärischen Zwischenfällen an der Landes- und Seegrenze. Formal befinden sich Südkorea und Nordkorea noch im Kriegszustand, weil nach dem Krieg nur ein Waffenstillstand, aber kein Friedensvertrag geschlossen wurde.