"Bosnien ist das Land, das uns - mit Mazedonien - die meisten Sorgen macht", erklärte Außenminister Sebastian Kurz zum Auftakt seines dreitägigen Arbeitsbesuchs vor wenigen Wochen in Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Das Treffen mit Staatsspitzen, aber auch mit der Zivilbevölkerung in Sarajewo und Podgorica war als Vorbereitung des Westbalkangipfels am 27.  August in Wien gedacht.

Von der neuen Regierung in Bosnien-Herzegowina erwarte man nach Inkrafttreten des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen SAA der Europäischen Union seit Anfang Juni Reformen, sagte Kurz. Das SAA schafft eine Freihandelszone der EU mit Bosnien-Herzegowina, in der einige Produkte nun zollfrei gehandelt werden können.

Doch auch 20 Jahre nach Ende des Bosnien-Krieges sind die Gräben zwischen den Volksgruppen noch immer tief, die Staatskasse ist leer, die Perspektivlosigkeit groß. Die Proteste vom Februar 2014 seien ein eindeutiger Weckruf an die Politiker gewesen, das Land zu stabilisieren und zu reformieren.

Auch die jüngsten Ereignisse in Mazedonien seien Alarmzeichen. "Wir müssen eine weitere Destabilisierung des Westbalkans" vermeiden, sagte Kurz, dies gehe aber nur mit Reformen, die einhergegen mit einer EU-Perspektive. Doch große Hoffnungen auf  eine baldige EU-Zugehörigkeit braucht sich Bosnien-Herzegowina ohnehin nicht zu machen. EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn erklärte bei seinem Amtsantritt im November 2014, dass während seiner fünfährigen Amtszeit keine neuen EU-Beitritte geplant seien.

Das drängendste Problem in Bosnien-Herzegowina sei allerdings der Kampf gegen Jihadisten, der Kampf gegen die Radikalisierung im Land.  Einflüsse - und vor allem Geldgeber - aus Saudi-Arabien waren nicht nur im Bosnien-Krieg fatal, sie befeuern auch jetzt eine gefährliche Entwicklung. Experten schätzen, dass es auf dem gesamten Westbalkan 700 Foreign Terrorist Fighters gibt, Milizionäre aus Syrien und aus dem Irak. Kurz trifft in Sarajewo neben Großmufti Reis-Ul-Ulema Husein Kavazovic auch Kardinal Vinko Puljic.." Der Islam gehört zu Österreich und Europa", erklärte Sebastian Kurz, "der Islamismus aber nicht."